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  • Kultur
  • Memoiren einer DDR-Schauspielerin

Die Hoffnung ist ein Gras ...

Uta Schorn blickt zurück auf ein bewegtes Schauspielerleben

  • Gisela Steineckert
  • Lesedauer: 3 Min.

A ll diese freundlichen Mädchen ... kommen auf die Welt, erleben Mama als lebendige Wärme, dann blinzeln, saugen und atmen sie ... und dann kommen schon die ersten Kunststücke: Sie lernen federleicht, wie man sich die nährende, sprechende, singende Person holt und ausbeutet; nein, keine Untat, die freut sich und steht stolz ihr Leben lang zur Verfügung. Man nennt das Mutterliebe.

Es geht alles so schnell: Man läuft mit den anderen, ahmt sie nach, oder bietet an, was die nicht können, Ätsch!! Das geht, seine Zeit lang. Aber eines Morgens guckst du als erwachsenes Weib in den Spiegel, machst Faxen, lächelst und holst tief Luft: Du bist jetzt Schauspielerin, die Leute, die abends den Sender aussuchen, kennen dich, wollen lachen über dich, zärtlich lächeln mit dir, erwarten ein warmes Gefühl nach manchmal sehr kaltem Tag.

Du kannst nicht genug von diesem Rufen nach dir kriegen und lernst unermüdlich, was immer es die Muskeln, Hirn und Herz auch kostet: Für das eine überforderst du deine Knochen, für das andere nutzt du deinen Verstand. Du lernst begreifen, dass dein Herz und du nicht immer die gleiche Erfahrung erkennen und auch mal nicht für ewig ertragen, aber die Hoffnung ist ein Gras, das auch Niederlagen übersteht - und dir, ohne Rücksicht auf weibliche Schwäche, Arbeit auferlegt, nämlich: weiter zu denken, Entscheidungen zu treffen, trotz Rückschlägen deinen Boden zu finden - für die Arbeit, die schwierige, weil sie Haltung und Mitdenken verlangt, Treue und Widerspruch.

Du bist eine erwachsene Frau, die ulkig und tragisch spielen kann, die ersten schmerzhaften Niederlagen einordnen und für das wunderschöne Zuviel des eigenen Lebens weiterdenken und entscheiden muss. Für dich - und die Kollegen, die sich bei der Arbeit auf dich verlassen. So eine attraktive Frau könnte es leichter haben, kriegt einen Ruf und einen Beinamen. Also: »Ich hab’s geschafft, mich kennt jeder.« Du bist nicht darauf reingefallen.

Also: Falle niemand rein auf deine scheinbare Leichtigkeit. Du hast eine durch Mitdenken erworbene Fähigkeit, treu zu sein. Deinem Herzen, wie deinem Boden für die Arbeit, die von den Schauspielern ständige Verwandlung und währende Klugheit zugleich verlangt. Du bellst nicht, nie, du spielst nur mit dem Wort.

Liebe Uta, ich verlasse mich auf das, was wir beide wissen: Wir müssen uns auf festem Boden vervielfachen. Gute Clowns können das- und ihre Verbündeten auch. Wir müssen mal wieder reden. Ich habe dein Buch gelesen.

Deine Gisela Steineckert

Uta Schorn: Und wenn ich nüscht kann, bellen kann ich. Neues Leben, 256 S., geb.,
20 €.

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