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Im Corona-Grenzbereich
Covid-19-Patienten werden umverteilt, Testlabors sind ausgelastet und Olaf Scholz kündigt einen Krisenstab an
Das seit Wochen außer Kontrolle geratene Infektionsgeschehen in Deutschland bringt die Versorgungssysteme an die Grenzen der Belastbarkeit - und teilweise bereits darüber hinaus. So sandte die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) am späten Dienstagabend eine Eimeldung aus: »Das Land Bayern (Kleeblatt Süd) sowie die Länder Thüringen, Sachsen, Berlin und Brandenburg (Kleeblatt Ost) haben am frühen Abend offiziell das überregionale Kleeblatt-Konzept zur strategischen Verlegung von Intensivpatienten aktiviert.«
Das heißt: In den nächsten Tagen sollen aus den genannten Bundesländern hauptsächlich intensivmedizinisch betreute Covid-19-Patienten bundesweit in andere Regionen verlegt werden, in denen es noch Kapazitäten auf den Intensivstationen gibt. Wie der Vorsitzende des Arbeitskreises der Innenministerkonferenz für Feuerwehrangelegenheiten, Rettungswesen, Katastrophenschutz und zivile Verteidigung, Hermann Schröder, mitteilte, soll dies rund 80 Patienten betreffen. In Ausnahmefällen könnten auch Patienten mit anderen Erkrankungen verlegt werden, so Schröder.
Das sogenannte Kleeblatt-Konzept wurde angesichts der Corona-Pandemie von Bund, Ländern und Intensivmedizinern entwickelt und im vergangenen Herbst von den Innen- und Gesundheitsministern beschlossen. Insgesamt gibt es fünf »Kleeblätter«. Neben den bereits erwähnten Süd und Ost sind dies: Südwest (Baden-Württemberg, Saarland, Rheinland-Pfalz und Hessen), West (Nordrhein-Westfalen) und Nord (Niedersachsen, Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern). Zu bundesweiten Verlegungen kommt es dann, wenn die intensivmedizinischen Kapazitäten eines Kleeblatts insgesamt (fast) ausgeschöpft und interne Verlegungen zur Klinikentlastung nicht mehr möglich sind.
Doch nicht nur Krankenhäuser kommen an ihre Belastungsgrenzen oder haben diese bereits überschritten. Auch dem Corona-Testsystem droht nach Verbandsangaben die Überlastung. So erklärte der Vorstandsvorsitzende des Verbands der Akkreditierten Labore in der Medizin, Michael Müller, gegenüber dem Portal »Business Insider«, dass es in Deutschland eine Kapazität von etwa 2,2 Millionen PCR-Tests pro Woche gebe. »Das heißt, aktuell haben wir noch einen Spielraum von etwa 300 000 bis zur kompletten Auslastung«, so Müller. Und in den kommenden Wochen werde der Bedarf zunehmen. In Bayern oder Baden-Württemberg arbeiteten die Labore bereits über die Belastungsgrenze hinaus.
Angesichts der dramatischen - und sich weiter zuspitzenden - Corona-Lage hat der designierte Kanzler der künftigen Ampel-Regierung, Olaf Scholz (SPD), bei der Vorstellung des Koalitionsvertrags am Mittwoch weitere Maßnahmen zur Pandemie-Bekämpfung angekündigt - unter anderem die Einrichtung eines ständigen Bund-Länder-Krisenstabs im Kanzleramt. Laut Scholz werde dieser Krisenstab die Corona-Lage kontinuierlich beobachten und die Umsetzung der in der vergangenen Woche von der Bund-Länder-Runde gemeinsam mit der geschäftsführenden Kanzlerin Angela Merkel (CDU) beschlossenen Maßnahmen prüfen.
Zudem werde ebenfalls im Kanzleramt eine Expertengruppe, bestehend aus Virologen, Epidemiologen, Soziologen, Psychologen sowie weiteren Fachleuten, eingerichtet, die die Situation täglich beurteilen und an die Regierung berichten solle. »Wir brauchen diesen wissenschaftlichen Sachverstand, um zu klugen Erkenntnissen zu kommen«, so Scholz. Des Weiteren erklärte er, dass die neue Bundesregierung die Impfkampagne weiter vorantreiben und dazu etwa die Kapazitäten von Impfzentren ausweiten werde.
Für den Pflegebereich kündigte der Kanzler in spe wegen der enormen Belastungen in der Pandemie eine erneute Bonuszahlung für Beschäftigte an. Dafür solle eine Milliarde Euro zur Verfügung gestellt werden. Zugleich sprach er sich für eine Impfpflicht in bestimmten Einrichtungen mit Risikogruppen aus: »In Einrichtungen, in denen besonders vulnerable Gruppen betreut werden, sollten wir die Impfung verpflichtend machen. Eine Ausweitung dieser Regelung bleibt zu prüfen.« Mit Agenturen
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