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Adé, Hohenschöngrünkohl
Im Wettbewerb um die Gestaltung des künftigen Zentrums von Neu-Hohenschönhausen gibt es einen Sieger
Gut 37 Jahre nach der Grundsteinlegung soll Neu-Hohenschönhausen ein anziehendes urbanes Zentrum erhalten. Entstehen soll es dort, wo schon heute das Herz des einstigen zehnten Stadtbezirks der DDR-Hauptstadt schlug - zwischen Prerower Platz mit dem Linden-Center, S-Bahnhof Hohenschönhausen (S75) und Falkenberger Chaussee. Wie es aussehen könnte, wurde in einem städtebaulichen Wettbewerb ermittelt, den die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Wohnen und Verkehr gemeinsam mit dem Bezirksamt Lichtenberg im Mai 2021 ausgelobt hatte. Am Dienstag wurde der Sieger verkündet: Der erste Preis ging an einen Gemeinschaftsentwurf zweier österreichischer Architektur- und Designbüros aus Wien und Graz.
Als »bunte Mischung« beschreiben die Preisträger ihr Konzept. »In Neu-Hohenschönhausen entsteht ein neues Zentrum mit einer Vielfalt von Nutzungen, manifestiert durch differenzierte Hochpunkte«, heißt es da. »Durch sieben neue Baufelder unterschiedlicher Größe werden die Lücken des fragmentierten urbanen Komposits geschlossen.« Es geht, schaut man die Entwürfe an, um die ergänzende Bebauung auch durch neue Hochhäuser sowie die Umgestaltung des bestehenden, wenig durchkomponierten Ortsbildes. Versprochen wird dennoch ein »städtebauliches Ensemble im menschlichen Maßstab«, es werde gut zugängliche »aktive Sockelzonen« und Blickbeziehungen sowohl zu den »Hochpunkten« als auch zu solchen »Ankernutzungen« wie Markthalle oder Kino geben. Die neu zu schaffende Erdgeschosszone sei gar »der Kit für dieses neue Zentrum«, heißt es. »Zwischen dem Linden-Center und dem Bezirksamt Lichtenberg Bürgeramt jenseits der S-Bahn entsteht eine intelligente Kette von öffentlichen Räumen mit einem dichten Angebot an Nutzungen auf Augenhöhe.« Mehr Urbanität sollen auch ein abgestimmtes Farbkonzept für die Fassaden und die angepasste Freiraumgestaltung bringen.
Die heute durch rekonstruierte und begrünte Wohnkomplexe und großzügig angelegte Verkehrstrassen geprägte Großsiedlung Neu-Hohenschönhausen ist mit knapp 60 000 Einwohnern der bevölkerungsreichste Ortsteil des Bezirks Lichtenberg. Wer Mitte der 1980er eine Wohnung in einem der in atemberaubenden Tempo hochgezogenen Neubaublöcke ergatterte, war ein glücklicher Mensch. Gerade jungen Berliner Familien und Singles, die in jener Zeit ewig auf eine eigene Wohnung warten mussten, war es ziemlich egal, dass ihre erste Bleibe weitab in »Hohenschöngrünkohl« und Wartenberg lag, wo früher Rieselfelder waren und Gemüse angebaut wurde. Verkehrswege, S- und Straßenbahnverbindungen, Sozial- und Versorgungseinrichtungen wurden damals vorausschauend geplant und auch fertiggestellt. Dass es für die »weitere Ausgestaltung« wie so oft an den nötigen Ressourcen fehlte, nahm man da in Kauf. Zumal die Planer am Prerower Platz sogar an eine Art Ortskern gedacht hatten. Zwar wurde das ursprünglich dort geplante Rathaus - am 1. September 1985 war der Stadtbezirk Hohenschönhausen gegründet worden - nie gebaut. Doch mit dem »Handelshaus«, der Post und der Anna-Seghers-Bibliothek gab es Einrichtungen, mit denen man in anderen Neubaugebieten eher nicht rechnen konnte. Mitte der 1990er Jahre wurden sie durch den Neubau des Linden-Centers ersetzt, das auch die Bibliothek beherbergt. Heute ergänzen das CineMotion-Kino und ein Gesundheitszentrum das Angebot.
Lichtenbergs Bezirksbürgermeister und Jurymitglied Michael Grunst (Linke) scheint zufrieden, wie sich die Dinge nun entwickeln werden. »Das zukünftige urbane Zentrum von Neu-Hohenschönhausen wird ein Ort sein, an dem man gern seine Freizeit verbringt, arbeitet und wohnt«, erklärte er.
Manfred Kühne, Abteilungsleiter für Städtebau in der Senatsverwaltung, hob hervor: »Nach 30 Jahren haben wir die Chance und gleichzeitig die Herausforderung, das Zentrum einer Großsiedlung aus den 1980er-Jahren neu zu gestalten und einen Ort in einem wichtigen Bezirk unserer Hauptstadt zu qualifizieren.« Das Konzept überzeuge durch visionäre Ideen zur Mobilitätswende, zu neuen Gebäudetypen, Wohn- und Lebensformen.
Die Berliner Architektin und Preisgerichtsvorsitzende Ulrike Lauber würdigte vor allem das hohe Identitätspotenzial der geplanten Bauten und das »Zusammenspiel von Blockbebauung und schlanken Hochhäusern mit über 500 Wohnungen und vielfältigen gewerblichen Nutzungen«. Lob fand die Qualität der Freiraumgestaltung, vom neu gefassten Brunnenplatz mit Kultur- und Bildungszentrum und neuer Markthalle, bis hin zum Boulevard, der künftig den Prerower Platz mit dem Bahnhof Hohenschönhausen verbindet.
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