Die Rente fällt ab Juli 2022 geringer aus
Korrigierte Prognose
»Prognostiziert waren 5,2 Prozent. Jetzt erwarte ich, dass die Renten in Deutschland ab Juli 2022 um 4,4 Prozent steigen«, sagte Heil in einem Zeitungsinterview. Auf Anfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) ergänzte eine Sprecherin des Bundesarbeitsministeriums in Berlin, dass ihre Behörde die konkreten Zahlen für die nächste Rentenanpassung zum 1. Juli 2022 wie immer im März 2022 veröffentlichen werde.
Anfang November war ursprünglich ab 1. Juli 2022 eine Erhöhung von 5,7 Prozent im Osten und 4,9 Prozent im Westen prognostiziert worden. Nach diesem Plus war allerdings auf Nullrunden ab 2023 verwiesen worden.
Der Nachholfaktor ist ein Bestandteil der Rentenanpassungsformel der gesetzlichen Rentenversicherung. Er soll bewirken, dass vor der jährlich erfolgenden Rentenanpassung zunächst berücksichtigt wird, ob in der Vergangenheit eigentlich notwendig gewesene, aber unterbliebene Rentenkürzungen (aufgrund des Riester-Faktors oder des Nachhaltigkeitsfaktors) eine nachträgliche Würdigung finden können.
Dies hat zum Beispiel dazu geführt, dass der Rentenwert im Jahre 2006 unverändert geblieben ist, obwohl eigentlich eine Rücknahme hätten erfolgen müssen. Für die Jahre 2008 und 2009 wurde der Nachholfaktor ausgesetzt. Im Jahre 2010 wurde eine Rentenkürzung nur durch die Rentengarantie der Bundesregierung vermieden.
Der Nachholfaktor ist in den Jahren 2011, 2012 und 2013 berücksichtigt und nach Angaben des Rentenversicherungsträgers vollständig verrechnet worden, so dass er bei künftigen Berechnungen - gleichbleibende Verhältnisse vorausgesetzt - nicht mehr angewendet werden muss.
Rentengarantie und Nachholfaktor sind wie zwei Seiten einer Medaille. Die Rentengarantie sorgt dafür, dass bei sinkenden Löhnen in einer Krise nicht auch die Renten gekürzt werden müssen. Im Anschluss sorgt der Nachholfaktor dafür, dass bei wieder steigenden Löhnen die verhinderte Rentenkürzung rechnerisch ausgeglichen wird.
Die Bundesregierung wollte den Nachholfaktor bis 2025 aussetzen. »Doch wenn der Nachholfaktor fehlt, werden die Rentner von einer Krise nicht nur verschont, sondern sie profitieren von der Krise. Das widerspreche definitiv der Generationengerechtigkeit«, kritisierten unlängst 30 führende Expertinnen und Experten das deutschen Rentensystems. Damit die Rente gerecht bleibt, muss die neue Regierungskoalition den Nachholfaktor wieder einsetzen, fordern sie in einem Appell der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft. nd
Grund für die nunmehr geringere Rentenerhöhung ist der Nachholfaktor. SPD, Grüne und FDP haben im Koalitionsvertrag vereinbart, den 2018 ausgesetzten Nachholfaktor bei der Rentenberechnung zügig wieder einzuführen. Bereits die Rentenanpassung Mitte des kommenden Jahres soll wieder nach dem früheren Verfahren berechnet werden. Durch den Nachholfaktor werden ausbleibende Rentensenkungen durch geringere Rentenerhöhungen kompensiert. 2018 wurde er ausgesetzt. So hatte kürzlich unter anderem der Sozialverband Deutschland die geplante Wiedereinführung des Nachholfaktors kritisiert. »Der Nachholfaktor sollte dauerhaft gestrichen werden«, sagte Verbandspräsident Adolf Bauer den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Es sei insbesondere in der Pandemie »das völlig falsche Signal«, den Faktor zu reaktivieren.
Dazu teilte die Sprecherin des Bundesarbeitsministeriums auf epd-Anfrage mit: Die im Koalitionsvertrag getroffenen Festlegungen müssten noch geprüft werden. epd/nd
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