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Jenseits des Stroms

Zum Tod des Kernpysikers Pierre Radványi, Sohn von Anna Seghers

  • Lesedauer: 2 Min.

Pierre Radványi, Sohn der Schriftstellerin Anna Seghers und des Soziologen László Radványi (der sich später Johann-Lorenz Schmidt nannte) ist tot. Er starb in der Nacht zum Montag in Orsay bei Paris im Alter von 95 Jahren.

Er war vierzehn Jahre alt, als im Juni 1940 Hitlers Truppen Paris bedrohten. Wieder, wie schon 1933, blieb nur die Flucht. Weil der Vater schon interniert war, übernahm er, der 1926 in Berlin als Peter Radványi geboren worden war, den Schutz der kleinen Familie auf dem gefährlichen und strapaziösen Fußmarsch in den unbesetzten Süden des Landes. 2005, hat er in seinem Erinnerungsbuch »Jenseits des Stroms« erzählt, wie er mit Mutter und Schwester Ruth nach Marseille gelangte, wie sie dann, nach langer und abenteuerlicher Überfahrt, Mexiko erreichten und endlich in Sicherheit waren.

Er legte dort an einem französischen Gymnasium das Abitur ab, ging nach Kriegsende zurück nach Paris, studierte Physik, wurde Mitarbeiter von Irène und Fréderic Joliot-Curie und arbeitete unter ihrer Leitungam Centre National de la Recherche Scientifique (CRNS) in Orsay bei Paris, wo er die Kernphysik erforschte.

»Ich sage mir oft«, schrieb Pierre Radványi am Schluss seines Buches über Anna Seghers, »dass ich Glück hatte, eine solche Mutter zu haben. Sie konnte zuhören und verstehen. Sie hatte ein Gespür für Menschen und Situationen … Und sie konnte so wunderbar erzählen.« Mit großem Engagement setzte er sich für ihr Werk ein und war 1991 maßgeblich an der Gründung der Anna-Seghers-Gesellschaft Berlin und Mainz beteiligt. Bis ins hohe Alter konnte man ihn auf den Jahrestagungen treffen. nd

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