Werbung

Nachjustieren lohnt sich

Ulrike Henning über altbekannte Pandemie-Werkzeuge

Omikron ist so infektiös wie keine der bislang gängigen Sars-CoV-2-Varianten. Das neue Phänomen mit den nach oben schießenden Inzidenzen erfordert keine grundsätzlich neuen Gegenmittel. Aber einmal mehr kommt es auf eine präzisere und flexiblere Anwendung vorhandener Pandemie-Werkzeuge an. Ob das gelingt, ist noch nicht entschieden. Zumindest vermittelten Debatten vor den Bund-Länder-Beratungen am Freitag mehr Einigkeit als in früheren Pandemie-Monaten.

Andererseits scheint es bei der Verkürzung der Quarantäne- und Isolationszeiten eher danach zu gehen, was für Krankenhäuser oder andere Einrichtungen der kritischen Infrastruktur am praktikabelsten wäre. Mit weniger Tagen Arbeitsausfall für große Gruppen von Beschäftigten, die entweder nur leicht erkranken oder nur Verdachtskontakte sind, ließe sich aus Sicht der Einrichtungen viel gewinnen. Jedoch erwächst aus der Verkürzung dieser zeitlichen Sicherheitsabstände auch mehr Verantwortung: Es muss zuverlässig getestet werden, ob das Ansteckungsrisiko tatsächlich vorüber ist. Es könnte sogar sein, dass man die Testkapazitäten zuallererst den Beschäftigten in Kliniken und Pflegeheimen zur Verfügung stellt, wenn sie zu knapp werden sollten. Früh aus der Isolation Entlassene sind ebenfalls zu großer Sorgsamkeit angehalten, etwa durch das Tragen einer Maske bei Kontakt mit anderen.

Angesichts der anschwellenden Debatte um 2G plus für die Gastronomie sollte Verhältnismäßigkeit gewahrt bleiben, zumal der Zeitraum dieser Einschränkung für eine Minderheit bei dem Pandemie-Beschleuniger Omikron kürzer sein dürfte als befürchtet. Menschen mit der dritten Impfung können weiterhin in Restaurants essen und trinken. Aktuell sind das schon 34 Millionen potenzielle Gäste. Zweifach geimpft sind noch einmal 25 Millionen Personen mehr, die sich aber testen lassen müssen, wenn die Regel so wie diskutiert geändert wird. Das wäre doch genug Kundschaft, oder nicht?

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!