Illegale Zurückweisungen

Ulrike Wagener über die Anzahl der Asylanträge in Deutschland

  • Ulrike Wagener
  • Lesedauer: 2 Min.
Zäune sind für viele Geflüchtete in der EU Alltag – an den Grenzen und innerhalb von Aufnahmeeinrichtungen.
Zäune sind für viele Geflüchtete in der EU Alltag – an den Grenzen und innerhalb von Aufnahmeeinrichtungen.

An den EU-Außengrenzen werden tagtäglich Asylsuchende zurückgehalten und gewaltsam in angrenzende Länder oder auf andere Hoheitsgebiete auf See »zurückgeschoben« – ohne die Möglichkeit, einen ordentlichen Asylantrag zu stellen. Es ist daher kein Wunder, dass die Zahl der Asylanträge in Deutschland im vergangenen Jahr trotz der großen Fluchtbewegungen nur leicht gestiegen ist. Dass »Pushback« nun zum Unwort des Jahres gewählt wurde, bringt hoffentlich ins allgemeine Bewusstsein, dass diese Praxis rechtswidrig ist. Denn auch wenn deutsche Behörden nicht oder nur in Ausnahmefällen an dieser Praxis beteiligt sind – hierzulande ruht man sich auf den illegalen Zurückweisungen in anderen EU-Ländern aus. Denn das führt, neben der Dublin-Regelung, dazu, dass die meisten Menschen Deutschland gar nicht erst erreichen.

»Die Menschen müssen aus dem Wald raus«. Nothilfekoordinatorin Frauke Ossig über den Rückzug von Ärzte ohne Grenzen aus dem polnischen Grenzgebiet

Wäre das anders, müsste sich das Innenministerium damit beschäftigen, dass die Verfahren langwierig und die Behörden vielfach unterbesetzt sind. So wird das Problem ausgelagert. Darunter leiden die Schutzsuchenden, deren Menschenrechte systematisch verletzt werden. Asyl ist kein Geschenk nach Gutdünken, sondern ein verbrieftes Recht. In der Theorie. Dass dies auch in der Praxis gilt, rückt in immer weitere Ferne.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -