Nachhaltiger Niederländer auf dem Markt
Triodos sieht sich als Alternative zu Deutsche Bank & Co.
Die Finanzwirtschaft will »grün« werden. Jedenfalls wenn man ihrer Werbung Glauben schenken mag. Heute bieten nahezu jede Bank und jede Sparkasse nachhaltige Finanzprodukte an, die mehr oder weniger soziale und ökologische Faktoren berücksichtigen und gute Unternehmensführung belohnen. Umwelt, Soziales und Unternehmensführung, kurz ESG (»Environmental Social Governance«), ist ebenfalls ein Thema für kleine und große Sparer. Nach Umfragen ist jeder Zweite an »grün-roten« Geldanlagen interessiert.
Nachhaltigkeit ist für viele Anleger einer Umfrage zufolge ein wichtiger Aspekt bei der Geldanlage. Bei der Befragung im Auftrag des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB) gaben 67 Prozent der Anleger an, dass es ihnen wichtig oder sehr wichtig sei, ihr Geld in sozial- und umweltverträgliche Projekte zu investieren. Dabei liegen Frauen (79 Prozent) vor Männern (53 Prozent).
Mit der Umsetzung hapert es jedoch. Lediglich vier von zehn Anlegern (39 Prozent) gaben an, aktuell in nachhaltige Geldanlagen investiert zu haben. Überdurchschnittlich häufig sind Jüngere im Alter von 18 bis 29 Jahren (49 Prozent) vertreten. dpa/nd
Doch der Teufel steckt wie üblich im Detail. Das gilt schon für den Versuch, die ESG-Nachhaltigkeit einigermaßen zu regulieren. Beispielsweise ist strittig, ob Atomstrom als umweltfreundliche Energie gelten kann, weil sie eine gute Kohlendioxid-Bilanz aufweist. Zur Regulierung gibt es mittlerweile diverse konkurrierende Vorschläge, wie etwa der deutschen Finanzaufsicht Bafin.
Da es in absehbarer Zeit keine allgemein anerkannten Standards für nachhaltige Geldanlagen geben wird, sollten Verbraucher besonders genau hinschauen, wie viel »Grün« oder »Rot« in einem Produkt oder einem Geldinstitut wirklich steckt.
Der herkömmliche deutsche Finanzsektor »springt zu kurz«, kritisiert die Umweltschutzorganisation Urgewald. Weiter springen wollen alternative Banken mit Namen wie Ethikbank, GLS oder Triodos. Mit der niederländischen Triodos versucht keine geringere als »Europas führende Nachhaltigkeitsbank« (Eigenwerbung) im vergleichsweise großen deutschen ESG-Markt heimisch zu werden.
Die Ideen reichen zurück bis in die 1960er Jahre
Triodos will nicht weniger, als »die Transformation und Zukunftsfähigkeit der Realwirtschaft« unterstützen. Die Idee für eine solche Bank entstand bereits Ende der 1960er Jahre. Gründer und langjähriger Chef Peter Blom setzte die Idee um und schuf 1980 die Triodos Bank N.V. im niederländischen Zeist. Mittlerweile herrscht Bloms Bank über ein Bilanzvolumen von über 12 Milliarden Euro - was freilich lediglich dem Geschäft einer mittelgroßen Sparkasse in Deutschland entspricht.
Die Expansion der Holländer ins östliche Nachbarland begann vor einem Jahrzehnt, mitten in der Finanzkrise. Was für eine Alternativbank kein schlechter Zeitpunkt sein muss. »Ethisch-ökologische Banken zählen weltweit zu den Gewinnern der Finanzkrise«, meinte Anno Fricke, Experte der Stiftung Warentest und Ratgeberautor (»Grüne Geldanlage«). Mittlerweile zählt die Zentrale in Frankfurt am Main bundesweit 30 000 Kunden.
Verzicht auf außenstehende Ratingagenturen
Triodos ist durchaus anders als die anderen Alternativen. Die Bank schüttet Dividenden aus, macht Geschäfte in mehreren europäischen Ländern, unter anderem Großbritannien und Spanien. Triodos greift nicht auf außenstehende Ratingagenturen zurück. Man unterhält stattdessen eine eigene Research-Abteilung, um Markt und Anlagemöglichkeiten zu beobachten.
Kritisch gesehen wird von Skeptikern die Rechtsform der Aktiengesellschaft. »Allerdings sind wir eine AG niederländischen Rechts, und die Aktien können nicht an der Börse gehandelt werden, sondern werden auf einem internen Markt gehandelt«, sagt ein Firmensprecher. Eine Stiftung hält sämtliche Aktien und vergibt an Anleger aktienähnliche Rechte. »Das kommt eher dem Modell einer Genossenschaft näher als dem einer klassischen AG.«
Eine Genossenschaft - nach deutschem Recht - erscheint freilich demokratischer strukturiert. So halten laut Wikipedia einzelne »Aktionäre« bis zu zehn Prozent der Anteile. Letztlich wirkt dieses Konstrukt auf den Betrachter, als diente es dazu, dem Firmengründer Blom und seinen Vertrauten viel Spielraum zu lassen. Der Internetauftritt verschafft wenig Durchblick.
Unterstützung für Hunderte von Erneuerbare-Energien-Projekten
»Mit meinem Geld bewege ich was«, wirbt Triodos um Vertrauen unter herkömmlichen Sparern. Insbesondere durch Kreditvergabe und Investmentfonds werden Hunderte Erneuerbare-Energien-Projekte, sozialer Wohnungsbau und Bildungseinrichtungen unterstützt.
Seiner internationalen Ausrichtung folgend, legt Triodos die Spargelder seiner 700 000 Kunden auch grenzüberschreitend an. Das könne durchaus klimafreundlich sein, versichert Triodos. Schließlich lasse sich im spanischen Zentralland mehr Sonnenenergie erzeugen als im Ruhrgebiet, und der Wind an der belgischen Nordseeküste wehe kräftiger als an der deutschen Ostsee.
Das Geschäftsmodell von Triodos erinnert an die wirtschaftsliberale Idee einer »optimalen Kapitalallokation« - das Kapital wird international dort angelegt, wo es den größten Nutzen, größten Profit verspricht. »Wir wollen nicht nur eine Bank für Weltverbesserer sein, sondern eine Bank für alle, die einen Schritt in Richtung Nachhaltigkeit gehen wollen«, sagt Vorstandsvorsitzender Peter Blom.
Für seinen »Impact-Ansatz« hat Triodos sieben Themenfelder definiert, in denen man sich nachhaltig bewegen wolle. Wenn man in ein Unternehmen investiere oder einen Kredit vergebe, so ein Banksprecher, dann werde der wirtschaftliche Aspekt zuletzt geprüft. Peter Blom sagt: »Gewinn ist die logische Konsequenz« aus der nachhaltigen Strategie - und sei eben nicht das Ziel.
Einen unabhängigen Check der Triodos Bank durch die Verbraucherzentrale Bremen siehe auf der Internetseite www.geld-bewegt.de. Infos zu den einzelnen Produkten und Konditionen, darunter ein Online-Girokonto, auf der deutschen Internetseite von Triodos (www.triodos.de). Die Bank unterhält in Deutschland keine Filialen, aber in Berlin ein Büro.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
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