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Marx macht weiter

Von Missbrauchsgutachten belasteter Münchner Kardinal will vorerst im Amt bleiben

Das vergangene Woche von der Anwaltskanzlei Westpfahl Spilker Wastl vorgelegte Gutachten zum Umgang mit Fällen sexuellen Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen im Erzbistum München und Freising hat Gläubige erschüttert und empört und die mittlerweile existenzielle Krise der katholischen Kirche hierzulande weiter verschärft. Mit Spannung wurde die Reaktion des Münchner Kardinals Reinhard Marx auf das Gutachten erwartet, das auch dem Erzbischof von München und Freising selbst Fehlverhalten beim Umgang mit Verdachtsfällen vorhält.

»Wir sehen ein Desaster«, erklärte Marx nun am Donnerstag in München. Wer jetzt noch systemische Ursachen leugne und einer notwendigen Reform der Kirche in Haltungen und Strukturen entgegentrete, habe die Herausforderung nicht verstanden, erklärte der Erzbischof und forderte Reformen: »Es gibt keine Zukunft des Christentums in unserem Land ohne eine erneuerte Kirche!« Sich selbst werfe er vor, dass er engagierter hätte handeln können und in einem Fall nicht aktiv auf Betroffene zugegangen sei, so Marx weiter. Es sei für ihn persönlich unverzeihlich, die Betroffenen übersehen zu haben. »Ich war und bin nicht gleichgültig.« Anders als von manchen Beobachter erwartet, bot Marx dem Papst nicht erneut seinen Rücktritt an. .»Ich bin bereit, auch weiterhin meinen Dienst zu tun, wenn das hilfreich ist für die weiteren Schritte, die für eine verlässlichere Aufarbeitung, eine noch stärkere Zuwendung zu den Betroffenen und für eine Reform der Kirche zu gehen sind«, so Marx. Gleichzeitig schloss er einen solchen Schritt für die Zukunft nicht aus: »Ich klebe nicht an meinem Amt.«

Der Sprecher der Betroffeneninitiative Eckiger Tisch, Matthias Katsch, kritisierte Marx’ Einlassungen scharf. »Vor einer Woche ist das Schiff auf Grund gelaufen - heute erklärt uns der Kapitän, dass er unbedingt an Deck bleiben muss.« Marx sei offensichtlich der Meinung, ohne die Bischöfe und ohne ihn gehe es nicht. »Ich bin wirklich mit meinem Latein am Ende«, so Katsch. Noch immer gebe es kein Opfergenesungswerk und keine faire, angemessene Entschädigung. Die Reformbewegung »Wir sind Kirche« forderte, »sich der direkten Konfrontation mit den Betroffenen zu stellen, das intensive Gespräch zu suchen, persönlich um Vergebung zu bitten, sich für angemessene Entschädigungen einzusetzen und ab sofort ihr Handeln aus dem Blick der Missbrauchsbetroffenen heraus zu gestalten«.

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