Erste Frau an der Spitze der US-Botschaft

Amy Gutmann übernimmt die Leitung der diplomatischen Vertretung der Vereinigten Staaten in Deutschland

Dass die Spitze der US-Botschaft in Berlin seit fast zwei Jahren verwaist ist, störte nach den Erfahrungen mit dem letzten Chefdiplomaten der Vereinigten Staaten, Richard Grenell, kaum jemanden. Denn der ist ein Rüpel vor dem Herrn. Doch nun naht das Ende der Vakanz. Präsident Joe Biden hatte bereits im Juli vergangenen Jahres die Professorin Amy Gutmann für den Posten nominiert. Mit der Zustimmung des Senats in Washington nahm die Politikwissenschaftlerin mit deutsch-jüdischen Wurzeln am Mittwoch endlich die letzte Hürde. Grund für die Verzögerung war eine Blockade der oppositionellen Republikaner. Nun soll Gutmann ihren Dienst spätestens im März antreten.

Die 72-Jährige wird die erste Frau auf diesem Posten sein. Zwar hat sie noch keine Erfahrungen auf diplomatischem Parkett. Als Uni-Managerin im durch Political-Correctness-Streit geprägten US-Hochschulbetrieb dürfte sie dennoch ausreichend geeignete Expertise mitbringen. Gutmann sagt, die Geschichte ihres aus dem bayerischen Feuchtwangen stammenden Vaters habe sie geprägt. Er hatte seine Geschwister und die Eltern angesichts der zunehmenden Verfolgung von Juden 1934 zur Flucht überredet. Vor dem Auswärtigen Ausschuss des Senats sagte Gutmann im Dezember, ihr Vater habe ihr »eingeflößt«, was es bedeute, als »Amerikaner zu führen«: »Nie zu vergessen und immer gegen Antisemitismus, Rassismus und alle Formen des Fanatismus und der Diskriminierung einzustehen, sich für Freiheit und Demokratie, Wohlstand und Rechtsstaatlichkeit, nationale Sicherheit und den Respekt der Würde aller einzusetzen.«

Spaß und Verantwortung

Olga Hohmann versteht nicht, was Arbeit ist und versucht, es täglich herauszufinden. In ihrem ortlosen Office sitzend, erkundet sie ihre Biografie und amüsiert sich über die eigenen Neurosen. dasnd.de/hohmann

Die in New York Geborene hat eine glänzende akademische Laufbahn hinter sich. Drei Jahrzehnte lehrte sie an der Elite-Uni Princeton, bevor sie 2004 Präsidentin der University of Pennsylvania wurde. 2009 wurde sie vom damaligen Präsidenten Barack Obama zur Vorsitzenden einer Bioethik-Kommission berufen. Den für eine Diplomatin angemessenen Ton wird Gutmann zweifellos besser beherrschen als ihr Vorgänger. Doch in der Sache wird sie, das machte sie vor dem Senat deutlich, ebenfalls vehement für ein endgültiges Aus der Erdgaspipeline NordStream 2 eintreten und Deutschland zur weiteren Aufstockung seines Militäretats drängen.

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