- Politik
- Ukraine-Konflikt
Können wir Weltkrieg?
Andreas Koristka fragt sich, ob Deutschland den aktuellen weltpolitischen Anforderungen gewachsen ist
Es ist zum Mäusemelken. In der Ukraine könnte bald der Startschuss für den Dritten Weltkrieg fallen und Deutschland hat sich immer noch nicht entschieden, auf welcher Seite es kämpfen möchte. Vielleicht liegt es daran, dass die Rolle ungewohnt ist für ein Land, das Kriege traditionell selbst beginnt.
Aber das darf natürlich keine Entschuldigung sein. Wenn der Kanzler Scholz in Washington herumlaviert und ganz explizit keinen nuklearen Erstschlag gegen Russland fordert, dann muss man besorgt fragen, was da eigentlich los ist. Den Amerikanern jedenfalls wird es wie der blanke Hohn vorkommen, dass Scholz die USA als »wichtigste Verbündete« Deutschlands bezeichnete, während gleichzeitig der Russland-Lobbyist-Schröder ungestört in den heimischen vier Wänden über Hagebuttensträuße dozieren darf. Müsste sein Versteck in Hannover nicht längst dem Erdboden gleichgemacht und er, Schröder, ausgeliefert sein?
Andreas Koristka
ist Redakteur des Satiremagazins »Eulenspiegel«.
Bevor Sie jetzt einen bösen Leserbrief schreiben, möchte ich anmerken, dass ich in der Sache nicht parteiisch bin. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass wir gemeinsam mit den Russen die Ukraine überfallen. Warum denn auch nicht? So sympathisch sind die Klitschkos nun auch wieder nicht. Und es wäre mal was ganz anderes. Aber dann muss solch ein Vorgehen klar kommuniziert werden. Wichtig ist doch, dass wir uns endlich entscheiden und anschließend die Sache konsequent verfolgen.
Vielleicht liegt das Problem darin, dass unsere Gesellschaft den Fokus aufs Militärische verloren hat. Was will man auch von einem Land erwarten, dessen Soldaten mit Besenstielen schießen üben. Seit der Aufhebung der Wehrpflicht haben Millionen von jungen Deutschen noch nie eine Armee von innen gesehen. Wer kann heutzutage noch von sich behaupten, einen Menschen erschossen oder sämtliche Gliedmaßen in der Schlacht verloren zu haben? Man kann sie an einer transplantierten Hand abzählen. Wer kann heute noch fünf Büchsen Bier aus einer Gasmaske trinken, ohne sich zu übergeben? Wer kann von sich behaupten von der Gorch Fock geschubst worden zu sein? Wem ist die Nase beim Biwak abgefroren?
Wir sind zu verweichlichten Zivilisten degeneriert, deren größte Sorge es ist, dass das Internet für ein paar Stunden ausfallen könnte. Wir wollen nicht mehr kämpfen, sondern nur noch mit dem DHL-Boten schimpfen, wenn er wieder mal trotz unserer Anwesenheit die Pakete beim Nachbarn im Erdgeschoss abgibt. Kein Wunder, dass uns weit mächtigere Länder wie die USA und Russland mit Verwunderung betrachten. Eigentlich sollten sich die beiden zusammenschließen und uns angreifen. Das wäre vielleicht der nötige Weckruf für unser Land.
Aber dazu wird es nicht kommen. Stattdessen wird Deutschland weiter herumeiern. Man wird irgendwelche Sanktiönchen gegen Russland verhängen. Irgendein Schrottflugzeug der Bundeswehr wird dann den Amerikanern irgendetwas Unwichtiges von A nach B fliegen und mit ein bisschen Glück dürfen die Grünen noch einmal einem neuen halbgaren Auslandseinsätzchen der Bundeswehr zustimmen.
Das wäre eine ganz und gar unwürdige Angelegenheit. Denn eigentlich müsste Deutschland schon deshalb eine wichtige Rolle im nächsten Krieg spielen, weil wir doch so phänomenal gut aus unserer Geschichte gelernt haben (Note 1 plus mit Bienchen!). Jetzt sollten wir uns endlich trauen, einen militärischen Vorteil aus diesem Wissen zu ziehen. Wir könnten zum Beispiel in Russland einmarschieren, um den Russen Errungenschaften wie die Kaufprämie für Elektroautos zu bringen. Das wäre gut für die Umwelt, und wir führten endlich einen anständigen Krieg.
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