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Angst vor der eigenen Courage

Wenn man nach den ersten Reaktionen geht, könnten sich die Corona-Lockerungsübungen als nicht nachhaltig erweisen

Die Schilder wären schnell abgehängt.
Die Schilder wären schnell abgehängt.

Nein, von einem »Freedom Day« könne man in Deutschland am 20. März nicht sprechen, sagt Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). Seine Parteikollegen, die Länderchefs Franziska Giffey und Dietmar Woidke, verlangen, dass sie auch danach noch eigene strenge Maßnahmen verhängen dürfen. Und Bayerns CSU-Innenminister Joachim Herrmann geht davon aus, dass Coronaleugner dann »immer noch Spektakel machen«.

Es ist schwer nachvollziehbar, warum die Politik den breit getragenen und mit ganz wenig Streit beschlossenen, tiefgreifenden Lockerungsplan nicht offensiv verkauft. Und warum man nicht positiv kommuniziert, dass die meisten tiefgreifenden Corona-Maßnahmen absehbar nicht gebraucht werden. Die verkrampfte Botschaft am Tag eins nach dem Beschluss lautet stattdessen: »Das haben wir nicht so ganz ernst gemeint.«

Daher bleibt abzuwarten, wie nachhaltig die Lockerungsübungen sind. Mit Blick auf das Virus bestehen Zweifel, denn der offenbar erfolgreiche BA.2.-Subtyp der Omikron-Variante könnte die derzeitige Welle in die Länge ziehen. Ohnehin war der 20. März recht früh gewählt: Zwar ist dann Frühlingsanfang, aber die saisonalen Effekte wirkten schon in den vergangen beiden Coronajahren deutlich später. Bleibt der Fahrplan bis dahin bestehen?

Wege, wie sie Dänemark und Großbritannien beschreiten, sind in Deutschland unvorstellbar. Und die dortigen Erfahrungen dürften abschreckend genug sein. Aber man sollte sich doch einfach mal freuen, dass wir mit Blick auf die Pandemie in den kommenden Monaten in deutlich ruhigerem Fahrwasser unterwegs sein werden. Wie wäre es, wenn wir die Zeit nutzen, um diesmal vorbereitet und guten Mutes der nächsten Welle entgegen zu segeln? Angst vor der eigenen Courage braucht es da nicht.

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