Moskau warnt vor Vögeln als Biowaffe

Sicherheitsrat der Vereinten Nationen einberufen

  • René Heilig
  • Lesedauer: 2 Min.

Der von Moskau geführte Angriffskrieg gegen die Ukraine ist schon in der dritten Woche. Das Uno-Hochkommissariat für Menschenrechte dokumentierte zahlreiche, zumeist von Russland begangene mutmaßliche Kriegsverbrechen. Nun verweist Moskau seinerseits auf Kriegsverbrechen, die von ukrainischen Behörden im Zusammenspiel mit US-Einrichtungen geplant würden. Dabei tat sich das russische Verteidigungsministerium mit einer geradezu bizarr anmutenden Behauptung hervor: In der Ukraine gebe es ein Netzwerk von Biolaboren, die im Auftrag des Pentagons arbeiteten. Man infiziere sogar Vögel mit biologischen Waffen, die Tod und Verderben nach Russland tragen sollen. Das klingt so abenteuerlich, dass auch russische Medien darauf nicht weiter eingegangen sind.

Bereits zuvor war in Moskau behauptet worden, dass die Ukraine einen Angriff mit atomaren Substanzen plane. Es hieß, dass die USA angeblich bereits Plutonium ins Land gebracht hätten. In der Nacht zum 9. März, so eine weitere vom russischen Verteidigungsministerium verbreitete Horrormeldung, hätten ukrainische Nationalisten 80 Tonnen Ammoniak in das Dorf Solotschiw nordwestlich von Charkiw gebracht. Sie wollten das Gas freisetzen, um Russland des Einsatzes chemischer Waffen beschuldigen zu können. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj widersprach solchen Gerüchten generell: »Niemand entwickelt in der Ukraine chemische oder andere Massenvernichtungswaffen.«

Der Wahrheitsgehalt solcher Aussagen über Planungen zum Einsatz von völkerrechtlich geahndeten Massenvernichtungsmitteln lässt sich nicht überprüfen. Doch die russische Regierung nahm sie zum Anlass, um eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats zu beantragen. Die sollte am Freitagsabend stattfinden.

Bei einer Tagung des Gremiums zum mutmaßlichen russischen Einsatz chemischer Waffen im syrischen Bürgerkrieg sprachen die Vertreter der USA und Großbritanniens bereits am Donnerstag den Verdacht aus, Russland wolle mit den Behauptungen einen Vorwand für den eigenen Einsatz von Chemiewaffen in der Ukraine schaffen. Der stellvertretende US-Botschafter Richard Mills bezichtigte Russland der »Lüge« – sowohl in Bezug auf Syrien wie auf die Ukraine. Sein britischer Kollege James Kariuki erkannte klare »Parallelen zum russischen Vorgehen in Syrien«. Er fügte hinzu: »Wir sehen in der Ukraine das vertraute Gespenst der russischen Desinformation.«

Mit Desinformation kennen sich die USA wie Großbritannien aus. 2003 hatte Washington, unterstützt von London, in der Uno erfundene »Beweise« über eine B- und C-Waffenproduktion in Irak vorgeführt. Die Lüge diente als Rechtfertigung für den sich anschließenden Überfall westlicher Staaten auf den Irak.

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