Russland rückt an die EU-Grenze

Russischer Raketenangriff tötet Dutzende auf Basis bei Polen

  • Birger Schütz
  • Lesedauer: 2 Min.

Russlands Krieg gegen die Ukraine erreicht die polnische Ostgrenze: Bei einem russischen Raketenangriff auf die ukrainische Militärbasis Jaworiw - etwa 15 Kilometer von Polen entfernt - kamen am Sonntagmorgen mindesten 35 Menschen ums Leben. 134 Personen wurden bei der Attacke nach ukrainischen Angaben verletzt. Es war das erste Mal, dass russische Truppen so weit im Westen der Ukraine mit Raketen schossen.

Die Militärbasis liegt in der Nähe der westukrainischen Metropole Lwiw, wo sich derzeit viele Flüchtlinge sammeln, bevor sie weiter nach Polen fahren. In Jaworiw waren vor dem Krieg auch Nato-Ausbilder aktiv. Bilder vom Einschlagsort der Raketen zeigen schwere Zerstörungen. Gebietsgouverneur Maxym Kosyzkyj zufolge sollen mehr als 30 Raketen abgefeuert worden sein. Der ukrainische Verteidigungsminister Olexij Resnikow forderte angesichts des verheerenden Angriffs erneut eine Flugverbotszone über der Ukraine.

Am selben Tag wurde ein US-amerikanischer Journalist bei einem Angriff bei Kiew getötet. Ein weiterer US-Journalist wurde verletzt. Die beiden Männer seien in der etwa zehn Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Kiew gelegenen Ortschaft Irpin in einem Auto unter Beschuss geraten, teilte die Polizei des Kiewer Gebietes am Sonntag mit. Auch der ukrainische Fahrer der Journalisten wurde von Kugeln getroffen und verletzt. In Irpin toben seit Tagen schwere Kämpfe um den Zugang zur ukrainischen Hauptstadt.

Aus den russisch besetzten Gebieten in der Südukraine drang am Wochenende die Nachricht von einem Plan zur Gründung einer Volksrepublik Cherson (ChNR). Erster Schritt in diese Richtung solle ein von den russischen Okkupationsbehörden inszeniertes Referendum in der 290 000-Einwohner-Stadt Cherson werden, warnte Sergej Chlan, Abgeordneter des Chersoner Lokalparlaments auf Facebook. Seine Parlamentskollegen erhielten derzeit viele Anrufe von den Okkupationsbehörden, um sie zu einer Zusammenarbeit mit Russland zu überreden. Die Staatsanwaltschaft des Gebietes leitete daraufhin Ermittlungen wegen Angriffs auf die territoriale Integrität der Ukraine ein.

Ähnliche Referenden hatte Moskau bereits während der Besetzung der Krim und der Ausrufung der Donbass-Republiken im Jahr 2014 inszeniert. Laut Berichten der in Lettland ansässigen russischsprachigen Onlinezeitung »Meduza« sollen auch die Pläne zur Ausrufung der Chersoner Volksrepublik auf diese Zeit zurückgehen.

In einer eigens anberaumten Dringlichkeitssitzung am Sonnabendabend schlossen sich 44 von 64 Abgeordneten des Chersoner Regionalrats einer Erklärung an, welche die territoriale Zugehörigkeit des Gebietes an der Dnjeprmündung zur Ukraine bekräftigt.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.