Frauen & Armee

Franz-Josef Overbeck ist progressiv und gleichzeitig militaristisch

In Deutschland ist es eine Premiere, was Franz-Josef Overbeck, der Bischof des Ruhrbistums aus Essen, am vergangenen Samstag getan hat. Overbeck hat 17 Gemeinde- und Pastoralreferentinnen und einen Gemeindereferenten dazu befähigt, Taufen durchzuführen. Im Ruhrgebiet können jetzt also auch Frauen eine katholische Taufe durchführen. »Kirche hat in den vergangenen 2000 Jahren immer wieder auf äußere Gegebenheiten reagiert«, sagte Theresa Kohlmeyer, Leiterin der Abteilung Glaube, Liturgie und Kultur im Bistum Essen. Offiziell wird die Befähigung der Frauen zur Taufe mit einem Priestermangel und dem Bedürfnis nach individueller Begleitung bei der Taufe begründet.

Das dürfte nur ein Teil der Wahrheit sein. Franz-Josef Overbeck, der aus dem westfälischen Marl stammt und als einer der bodenständigsten deutschen Bischöfe gilt, setzte sich in der Vergangenheit immer wieder für eine progressive Weiterentwicklung des Katholizismus ein. Als Mitte Februar Hunderte Beschäftigte der Kirche bei der Aktion »Out in Church« erklärten, dass ihre zum Beispiel homosexuellen Lebensentwürfe nicht zum kirchlichen Arbeitsrecht passen, gehörte Overbeck zu den ersten Kirchenfürsten, die reagierten. Von ihm hieß es, dass keine Konsequenzen zu fürchten seien und dass eine »Kultur der Angst« beendet werden müsse.

Eine andere Seite von Overbeck ist die des Militärbischofs der Bundeswehr, die er seit 2011 inne hat. Als solcher bringt er immer wieder viel Verständnis für die Truppe auf. Auf das jüngst verkündete Sondervermögen von 100 Milliarden für die Bundeswehr reagierte der Geistliche aus Essen positiv. Man sei sicherheitspolitisch mit »einer völlig veränderten Situation konfrontiert«, auf die reagiert werden müsse. Vor einem Wettrüsten habe er keine Sorgen, so Overbeck. Deutschland reagiere nur auf eine neue Bedrohung. Und so ist der Ruhrbischof zugleich gesellschaftlich progressiv und militaristisch.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -