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- Integration auf dem Ausbildungsmarkt
Zu langsam für die Welt
Die Hürden in der Ausbildung sind für Flüchtlinge vor allem bei der Bürokratie immer noch enorm hoch
Erst hat der eine Freund abgebrochen, dann der nächste. Ob es in der Berufsschule klappt, hängt am Lehrer oder der Lehrerin. Immer geht es zu schnell. Auch in den Pausen reden fast alle nur deutsch, aber der Kopf ist schon voll mit dem Lehrstoff. Am Freitagnachmittag Nachhilfe am anderen Ende der Stadt. Als Flüchtling fast jedes Wochenende büffeln, drei Jahre lang, während die deutschen Mitschüler*innen Party machen gehen. Kein Urlaub, in den Ferien Extrakurse bei der Handwerkskammer. Das Geld vom Ausbildungsbetrieb und die Beihilfe reichen gerade so nach Auszug aus der betreuten Jugendhilfe-Wohngemeinschaft. Eine bezahlbare eigene Wohnung ist in Berlin trotz monatelanger Suche in den einschlägigen Portalen nicht zu finden, WG-Zimmer sind teuer. Das Jobcenter bezahlt kein Tablet, als mit Ausbruch der Pandemie der Unterricht auf Online umgestellt wird. Ständig kommen von dort die unverständlichen Briefe mit der Forderung nach Nachweisen und Kopien. Aber die Kosten für einen Drucker werden auch nicht übernommen.
Keine 120 Euro an staatlichen Leistungen bezieht der junge Mensch vom Staat, der ihn dafür jeden Monat stundenlang in Atem hält, ob der richtige Zettel abgegeben wurde. Und wenn nicht? Kommt dann die Abschiebung? Dazu die anderen Belastungen: Wie geht es den Angehörigen in den Kriegsgebieten des Heimatlandes, wie könnte man dringend benötigtes Geld schicken, das es nicht gibt? Warum versteht der Ausbilder die Sorgen nicht, die sich manchmal mitten am Tag anschleichen und es an Konzentration fehlen lassen, ob es sich beim geforderten Werkzeug um einen Hohl- oder einen Drehmomentschlüssel handelt?
Viele der jungen Flüchtlinge, denen es gelungen ist, eine Ausbildung zu beginnen, müssen die Erfahrung machen, dass in der Berliner Politik und Verwaltung erst langsam ankommt, wie sich die Welt für viele Menschen verändert. Geholfen ist ihnen damit noch nicht. Bei allem guten Willen: Wenn beim Bürokratisierungsabbau und unterstützenden Maßnahmen nicht schnell nachgesteuert wird, dann werden auch viele Tausende der jetzt Ankommenden diese schlechten Erfahrungen machen müssen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
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