Lage in Kliniken weiter angespannt

Krankenhausgipfel mahnt Verlängerung des Pandemie-Schutzschirms und Reformen an

Erneut steigende Belegungszahlen auf den Intensivstationen, immer mehr infizierte Patienten in den Normalstationen, dazu Personalausfälle auch infolge von Corona-Quarantäne - das ist die aktuelle Situation, in der die Krankenhäuser die Versorgung sichern müssen.

Auf dem Krankenhausgipfel, der am Mittwoch in Berlin stattfand, konnte in Sachen Pandemie nur eine Zwischenbilanz gezogen werden. Gerald Gaß, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krankenhausgesellschaft, erinnerte daran, dass die Kliniken dafür gesorgt haben, dass Deutschland relativ glimpflich durch die letzten zwei Jahre gekommen und die Übersterblichkeit nennenswert unter der vieler anderer europäischer Länder geblieben sei. Das sei gelungen, weil die Beschäftigten am Rande der Erschöpfung ihr Bestes gegeben haben. Angesichts dessen ist es für Gaß unverständlich, dass der finanzielle Rettungsschirm für die Krankenhäuser schon in wenigen Tagen ausläuft. »Heute ist der 16. März und die finanzielle Absicherung endet am 19. März. Das ist eine nicht akzeptable Unsicherheit für die Kliniken«, so Gaß. Er mahnte die Bundesregierung, die Krankenhäuser nicht im Regen stehen zu lassen und keine Schließungen zu riskieren. 75 Prozent der Häuser könnten wegen Überlastung und Personalmangel nicht mehr ihren üblichen Leistungskatalog anbieten. Unabhängige Studien wie der Krankenhaus-Rating-Report prognostizieren eine deutlich steigende Insolvenzgefahr. 2021 und 2022 seien so viele Krankenhäuser defizitär wie noch nie zuvor.

Auch deshalb müssten der Rettungsschirm verlängert und die Regeln angepasst werden. »Wir erwarten zwar nicht, dass noch einmal Extrembelastungen wie in den vergangenen Jahren die Intensivstationen treffen. Aber die Lage in den Kliniken ist noch immer extrem angespannt«, warnte Gaß.

Als zusätzliche Aufgabe kommt jetzt die Versorgung der ukrainischen Flüchtlinge hinzu. Über 30 Krankenhäuser in der Ukraine sollen bereits zerstört sein; auch die Evakuierung ganzer Kliniken ist zu erwarten. Laut Gaß habe die Bundesregierung zugesagt, die Verlegung von Patienten nach Deutschland zu koordinieren, außerdem auch, nötige Kosten zu übernehmen. Unter anderem haben bereits 50 krebskranke Kinder Aufnahme in deutschen Krankenhäusern gefunden. Der überwiegende Teil der Flüchtenden sei zudem ungeimpft oder hat aufgrund des verwendeten chinesischen Impfstoffs praktisch keinen Schutz vor schwerer Erkrankung unter der Omikron-Variante.

Auf dem Krankenhausgipfel wurden Probleme der künftigen Krankenhausfinanzierung diskutiert, außerdem Möglichkeiten, dem Personalmangel wirksam zu begegnen. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) wiederholte in einem Grußwort die Ankündigung, dass das Konzept für die Fallpauschalen erweitert werden soll. Das könnte die Antwort auf die Forderung sein, dass Kliniken auch einen Teil der ambulanten Versorgung übernehmen. Der Krankenhausgipfel ist das jährliche Debattenformat der Deutschen Krankenhausgesellschaft. Hier treffen sich Politiker aus Bund und Ländern, um mit Vertretern aus der Krankenhauspraxis über Weichenstellungen in der Versorgung zu diskutieren.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -