Linke: Es war einmal

Wolfgang Hübner über den Absturz der Linken bei der Saarland-Wahl

Selten war eine Landtagswahl so sehr von externen Fragen überschattet wie dieser Urnengang im Saarland: Die Ampel-Koalition als neue Konstellation auf Bundesebene. Die Coronakrise, die einfach nicht enden will. Und seit mehr als einem Monat tobt ein Krieg, der uns politisch und geografisch stark berührt.

In dieser Gemengelage spitzt sich vieles auf einen Machtkampf zwischen den großen Parteien zu. Zumal die Kleinen an der Saar sich mit internem Streit selbst ein Bein gestellt haben. Besonders drastisch bekommt dass die Linkspartei zu spüren, die nach drei erfolgreichen Landtagswahlen aus dem Parlament geflogen ist. Die bisherigen Ergebnisse waren für Linke-Verhältnisse im Westen weit überdurchschnittlich; da wurde mancher Ost-Landesverband neidisch. Das hatte maßgeblich mit dem Ausnahmepolitiker Oskar Lafontaine zu tun und gehört in die Rubrik »Es war einmal«. Denn auch er konnte den Niedergang seit 2009 von 21 über 16 auf 12 Prozent und nun weit unter die Fünf-Prozent-Hürde nicht verhindern; zuletzt wollte er es gar nicht mehr. So wie er Motor des Erfolgs war, war er auch Teil des parteiinternen Konflikts. Lafontaine und die Linke – es wird noch zu erörtern sein, wer sich von wem entfernt hat.

Die Saar-Linke fängt praktisch von vorne an. Ohne Überflieger, mitten in schweren Zerwürfnissen. Es ist, gemessen am Zustand der Gesamtpartei, ein ehrliches Ergebnis, das die Partei im kleinsten Flächenland zurückwirft auf die glanzlose, mühselige außerparlamentarische Arbeit. Mit weniger materiellen und personellen Möglichkeiten, fernab medialer Beachtung. Ironie der Geschichte: Die SPD gewinnt erstmals wieder an der Saar, seit Oskar Lafontaine 1999 die Partei verlassen hatte. Sie profitiert massiv vom Linke-Debakel. Den Menschen, für deren Interessen sich die Linke einzusetzen verspricht, ist an diesem Sonntag ein Teil ihrer ohnehin nicht allzu starken Lobby weggebrochen.

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