Deutsche Gleichgültigkeit

Daniel Lücking zur Geberkonferenz für Afghanistan

  • Daniel Lücking
  • Lesedauer: 2 Min.

12,2 Milliarden Euro hat allein der Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan in seinen fast 20 Jahren gekostet. Der spontane Abzug im vergangenen Jahr sollte dann mit 0,6 Milliarden Euro abgefedert werden. Jetzt haben die Vereinten Nationen um rund vier Milliarden Euro für die Bevölkerung in Afghanistan gebeten und bekamen auf ihren Aufruf hin gerade einmal 2,2 Milliarden Euro zugesagt. »Beschämend« nennt Linke-Politikerin Zaklin Nastic die von Deutschland zugesagten 0,2 Milliarden Euro.

Doch es ist mehr als das. Während uns unsere eigene Sicherheit schon bei der noch sehr unkonkreten und für manche geradezu herbeifantasierten russischen Bedrohung spontan 100 Milliarden Euro wert ist, wirkt es, als sei uns das in Afghanistan mit verursachte Leid vollends egal.

Über fast zwei Jahrzehnte waren die afghanische Wirtschaft und alle anderen staatlichen Strukturen von internationalen Subventionen, Förderprogrammen und Hilfsprojekten abhängig. Ohne mit der Wimper zu zucken, wurden im vergangenen Jahr diese finanziellen Stützen weggeschlagen. Die Folgen waren katastrophal und führten direkt in Hunger und Leid.

In Deutschland scheuen sich Politiker*innen aus Angst vor den gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen derzeit, ohne gesicherte Alternative die russischen Gas- und Öllieferungen und damit die Zahlungsströme nach Russland zu kappen. Höchste Sensibilität wird an den Tag gelegt, um die Belastungen für Wirtschaft und Haushalte klein zu halten. Diese Doppelmoral ist nicht zu ertragen.

Die Bundesregierung hat mit der Flucht aus Afghanistan entweder ihre Inkompetenz belegt und bewiesen, dass sie makroökonomische Zusammenhänge nicht durchblickt. Oder sie handelte schlicht rassistisch. Dass sieben Monate nach dem Abzug erst 16.500 Visa für die insgesamt 25.000 gefährdeten afghanischen Mitarbeiter*innen ausgestellt sind, betont die deutsche Gleichgültigkeit und das andauernde Versagen am Hindukusch.

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