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Auf der Flucht
Karin Kneissl fällt die Freundschaft zu Putin auf die Tanzfüße
Als Russlands Präsident Wladimir Putin im Juni 2018 in Wien zu Besuch war, da hatte Karin Kneissl in dessen Pressepool bereits einen Spitznamen: »Unsere Ministerin«. Ihre Affinität zu Russland war kein Geheimnis, immerhin saß sie ja als parteilose Außenministerin in der Regierung auf einem Ticket der FPÖ, die ihrerseits mit Russlands Regierungspartei »Einiges Russland« kooperierte. Auch Gerüchte gab es über Gas- und Öl-Geschäfte für Russland vor ihrer Ministertätigkeit – kein Alleinstellungsmerkmal in Österreichs Innenpolitik. Zwei Monate später waren sie zu Karin Kneissls Hochzeit alle da: Kanzler, Vizekanzler, Minister und Wladimir Putin.
Der Rest ist Mediengeschichte: Ein Tanz, ein Knicks, ein Foto, das um die Welt ging. Ein Fest war das, ganz wie es Karin Kneissl gefällt: Sie im Mittelpunkt, umringt von bekannten Gesichtern. Eine Hochzeit, bei der es eigentlich nicht um die Hochzeit ging. Und so ist Kneissls im August 2018 geschlossene Ehe auch schon wieder Geschichte. Nicht so verhält es sich allerdings mit der anderen Bindung, die an diesem 18. August 2018 sichtbar wurde.
Und so hält Kneissl dem russischen Regime weiter treu die Stange, sitzt im Aufsichtsrat des Ölkonzerns Rosneft. Die EU-Sanktionen gegen Russland nannte sie »gewaltig« und sieht sich als »politisch verfolgt«, ihr Leben sei »bereits vernichtet«. Blieb als Ausweg nur die Flucht, sagte sie dem Sender RTL, und »floh« in die Provence. In Österreich hat die Putin-Freundin verbrannte Erde hinterlassen: im Außenministerium, wo die Diplomatin schon vor ihrer Ministertätigkeit weniger durch Expertise als durch Geltungsdrang und spitze Ellenbogen auffiel; im Medienbereich, wo sie sich danach als Nahost-Expertin versuchte. Kneissl war für praktisch alle österreichischen Medien tätig, doch trennte sie sich stets bald wieder in Unfrieden. Jetzt könnte ihr ein neues Tänzchen bevorstehen: Das EU-Parlament will Kneissl mit großer Mehrheit auf der Sanktionsliste sehen.
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