»Laufen war nie so mein Ding«

Rüdiger Helm, Ehrenkapitän des nd-Rennsteiglaufteams, erinnert und freut sich

  • Michael Müller
  • Lesedauer: 4 Min.

»Laufen war nie so mein Ding«, räumt Rüdiger Helm gleich mal vorneweg ein. Er meint das in Bezug aufs Training in seiner aktiven Zeit. Aber ins diesjährige nd-Rennsteiglaufteam kam er ja auch nicht für irgendwelche Superlauferfolge. Sondern deshalb, weil er von Mitte der 70er bis Mitte der 80er Jahre die Weltspitze im Kanurennsport bestimmte. Er gewann damals drei Olympiagoldmedaillen, wurde zehnmal Weltmeister und so zu einem der erfolgreichsten DDR-Sportler überhaupt. »Nun bin ich allerdings höchst gespannt, was da beim Rennsteiglauf so abgeht. Sportlich, aber auch stimmungsmäßig. Was ich da so gehört und gelesen habe, lässt ja einiges erwarten. Ich freu mich drauf!«

Der 65-Jährige ist seit einem guten halben Jahr Rentner. »Hab die Einlaufkurve wohl noch nicht so richtig geschafft. Da ist immer noch das Gefühl, dass ich morgens richtig loslegen muss, obwohl ich den ganzen Tag in Bewegung bin«, schildert er seinen Tagesablauf auf dem bäuerlichen Hof seines Sohnes im hamburgnahen Dörfchen Klinkrade. Dass es ihn und seine Frau jüngst dorthin zog, war ein Akt der Familienzusammenführung. Zuvor hatten sie gut 20 Jahre in Timmendorfer Strand gelebt; er war dort Chef des Bauhofes der Gemeinde. Ursprünglich kaum ein Traumberuf für Helm, »aber es wurden sehr gute Jahre. Ich hatte viel Freude daran und ein tolles Team hinter mir.«

In den letzten Jahren der DDR war er Nationaltrainer. »Letztlich blieb mir nach der Wende keine andere Wahl, etwas anderes zu machen. Die neue größere BRD hatte eben schon einen Nationaltrainer.« Und zu weit unten im Sport wollte ein Rüdiger Helm nun auch nicht einsteigen. »Immerhin konnte ich auf meine sportlichen Eigenschaften bauen«, resümiert er und zählt auf: »Durchsetzungsvermögen und Willensstärke, Ausdauer und Systematik, das Sich-messen-Wollen mit Herausforderungen und auch das Wissen ums Erfolgsgefühl«.

Er probierte das eine und andere und bekam dann letztlich den Zuschlag in Timmendorfer Strand. »Nicht wegen einstiger Sportmeriten, sondern wegen meiner konkreten Bewerbung für den Job«, betont er. Als er unlängst in Rente ging, überschrieb die Regionalzeitung eine ganz ihm gewidmete Seite indes nicht ohne Stolz mit »Olympiasieger Rüdiger Helm leitete mehr als 20 Jahre lang die kommunale Eingreiftruppe«. Doch seine Heimatstadt Neubrandenburg hat ihn auch nicht vergessen. Da ist er unlängst in den »Walk of Sport« aufgenommen worden, zusammen mit Astrid Kumbernuss und Andreas Dittmer. Tausende Leute kamen und jubelten ihnen zu.

Die Helms haben zwei Söhne und sechs Enkelkinder und vom Sport trotz neuer beruflicher Orientierung nie gelassen. »Im Drachenbootrennen war unsere 20-köpfige Crew, meine Frau inklusive, in der Ü 40 sogar mehrfach Weltmeister«, gerät er ins Schwärmen. Zum Hochleistungssport hat der heutige Freizeitsportler eine dezidierte Meinung, wärmt aber von sich aus alte Geschichten wie Systemvergleiche nicht mehr auf. Sein Fazit: »Ich hatte damals eine fantastische Zeit.« Auf die Frage, ob er, wenn heute 16 Jahre alt, noch mal auf die Knüppeltour ginge, reagiert er prompt: »Unbedingt, sofort!«

Ähnlich dürften die nd-Teammitglieder ob ihrer Rennsteiglauf-Karriere reagieren. Hier einige aktuelle Stimmen. Carola Glöckner, Schwedt/Oder: Freue mich aufs Team und ein Wiedersehen. Uwe Käthner, Bernburg: Um Bestzeiten geht’s mir nicht. Dafür Strecke, Atmosphäre und nd-Team genießen. Ute und Michael Hustig, Nuthetal/OT Saarmund: Wir starten beide wieder auf der Marathonstrecke. Man trifft sich! Hans-Joachim Schemel, Berlin: Sind seit fast einem Jahr »auf den Hund gekommen«. Echte Hundebetreuung ist täglich. Bei jedem Wetter, zu jeder Tages- und Nachtzeit, in jedem Gelände, und das mit ständigem Tempowechsel. Gute Rennsteiglauf-Vorbereitung. Grit Wegener und Simone Bartel aus Schwerin: Waren leider in Quarantäne, nun langsam Aufbautraining. Freuen uns auf den »olympiavergoldeten« Mecklenburger Rüdiger Helm im Team. Renate und Reiner Lösch, Schwallungen: Waren unlängst in Bad Frankenhausen und haben schon mal beim Kyffhäuser Berglauf fleißig gewalkt. Manfred Franke, Rüdersdorf: Komme mit 73 Jahren erstmals zum Rennsteiglauf (Marathonwanderung) und auch gleich ins nd-Team. Bewegung hält gesund und schützt vorm Einrosten.

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