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Sommerloch
Typisch Sommer (7): Die Sauregurkenzeit, wie das Sommerloch auch genannt wurde, scheint es nicht mehr zu geben
Schön war die Zeit, als es das Sommerloch noch gab. Bevor die Katastrophenmeldungen während der Parlamentsferien das Sommerloch stopften. Für Redakteure war das Sommerloch eine schwere Zeit, hatten sie doch ihre liebe Not, Zeitungen, Radio- und Fernsehsendungen mit Inhalt zu füllen. Legendär sind die verzweifelten Sommerlochmeldungen über Krokodile im Rhein oder einen Puma, der angeblich durch Flensburg streift.
Die Sauregurkenzeit, wie das Sommerloch auch genannt wurde, war aber gleichzeitig die hohe Zeit des Feuilletons. Feuilletonisten hängen nicht so sehr an der Newsnadel, können sich mehr vom journalistischen Tagesgeschäft emanzipieren. Im Grunde sind sie die Yoga-Typen des Journalismus, die im Hier und Jetzt mal in aller Ruhe über die Dinge nachdenken. Das Sommerloch war für sie immer die Gelegenheit, den einen oder anderen längeren Gedanken zu Literatur, Film, Musik oder zum Leben im Allgemeinen zu äußern. Es war in der Hitze der politischen Auseinandersetzung ein schattiger Ort. Aber geht das noch: ein schattiger Ort? Muss man da nicht gleich an den langen Schatten von allem Möglichen denken, von Krieg, Klimawandel und Inflation?
Andererseits: War es jemals anders? Oder haben wir es nur anders empfunden? Schließlich hat sich die Erde auch zu Sommerlochzeiten gedreht. Und die Menschen starben in Kriegen, bei Umweltkatastrophen und verloren ihr Geld, nur weiter weg. Katastrophen, für die sich hier niemand so recht interessiert hat und die deshalb keine Nachricht wert waren. Die, die vor diesen Katastrophen zu uns geflüchtet sind, haben sich ihre Hoffnung nicht nehmen lassen. Sonst hätten sie sich erst gar nicht auf den Weg gemacht – in unser kleines europäisches Paradies.
Und doch: Der subjektive Faktor ist da. Der Krieg rückt näher. Die Angst steigt. Statt dass es ein Sommerloch gibt, scheint sich die allgemeine Lage zu einem schwarzen Loch zu entwickeln, das alles verschlingt, angefangen mit unserem positiven Lebensgefühl. Und was sagt Putin, der Menschenschlächter, dazu? Vielleicht das, was er Emmanuel Macron gesagt hat, als er das Telefongespräch beendete, vier Tage vor seinem Überfall auf die Ukraine: »Ich wollte jetzt Eishockey spielen gehen.«
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