Kurze Zeit, viele Bands

Kein Sommer ohne Festivalbesuch

  • Axel Klingenberg
  • Lesedauer: 2 Min.

Open-Air-Festivals – nur bei ihnen hat man die Möglichkeit, so viele großartige Bands innerhalb kürzester Zeit zu sehen. So durfte ich zum Beispiel beim Rock am Ring, beim Hurricane und beim Rock-Hard-Festival in Gelsenkirchen in den letzten Vor-Corona-Jahren die Broilers, AnnenMayKantereit, Marteria, Egotronic, Bonaparte, Kraftklub und 8Kids sehen. Um nur einige zu nennen. Rammstein hingegen traten am Nürburgring aufgrund eines Bombenfehlalarms gar nicht erst auf. Und das, obwohl sie doch der eigentliche Grund waren, warum mich mein Schwager Horst überredet hatte, dieses Festival mit unserer Anwesenheit zu beehren.

Doch der Preis ist hoch für diesen verdichteten Kulturgenuss, nicht zuletzt, weil die Preise hoch sind. Zu den negativen Dingen, die Festivals auszeichnen, sind folgende Dinge zu zählen: das stundenlange (An-)Stehen, die miserable Unterbringung (Zelten!), die ununterbrochene Werbeschallung, die durchgehende Verkaterung ab Tag zwei, die zu hohen Eintrittspreise, die stete Sonnenbrandgefahr, die zu hohen Getränkepreise, der ständige Durst, die zu hohen Essenspreise, der ständige Nachdurst und die drohenden Erkältungskrankheiten im Nachgang. Nicht zuletzt wird man als etwas älterer Herr demütigend oft gesiezt.

Ob vielleicht kleinere Festivals die Lösung sind? Leider nicht. Sie unterscheiden sich nur in Nuancen von den Megaevents. Beim diesjährigen »Punk in Drublic«-Festival habe ich die Probe aufs Exempel gemacht. Wir waren von der ersten Minute an da, damit wir auch ja keine Band verpassen. Doch bei den alljährlichen Headlinern NoFX konnte ich dann auch schon nicht mehr und hätte gerne mein müdes Haupt auf den staubigen Boden gebettet, nachdem ich mich insbesondere bei Talco über die Maßen verausgabt hatte.

Ansonsten sind die Probleme die gleichen: Auch 2022 spielt Hygiene auf Open-Air-Festivals keine größere Rolle, denn es sind die dürftigen Kleinzellenklos wie eh und je, auf denen man Blase und Darm entleern soll. Natürlich gibt es davon wie immer viel zu wenige, und natürlich wird sogar darauf verzichtet, eine Möglichkeit anzubieten, sich die Hände zu waschen – von Desinfektionsmittel ganz zu schweigen. Warum die Gesundheitsämter hier nicht durchgreifen, ist nur mit der allgegenwärtigen geistigen Regression zu erklären, die unsere Zivilisation ergriffen hat.

Warum tut man sich das also an? Warum besucht man Jahr für Jahr diese überteuerten und gesundheitsgefährdenden Veranstaltungen, deren kultureller Mehrwert in keinem Verhältnis zu den überaus hohen Mühen und Risiken steht, die sie mit sich bringen?

Ach ja, jetzt fällt es mir wieder ein: Nur bei den sommerlichen Open-Air-Festivals hat man die Möglichkeit, so viele großartige Bands innerhalb kürzester Zeit zu sehen.

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