- Kommentare
- Steuerpolitik
Lindners falsches Steckenpferd
Die Steuerpläne des Bundesfinanzministers blenden die echten sozialen Nöte aus
Das Positive zum Steuerpaket des Bundesfinanzministers vorneweg: Christian Lindner widerlegt seine wiederholt vorgetragene Behauptung, für größere Entlastungen sei kein Geld da, selbst: Gut zehn Milliarden Euro will der FDP-Politiker jährlich an die Steuerzahler verteilen, und zwar nicht nur in der Inflationskrise, sondern offenbar dauerhaft.
Das Negative überwiegt natürlich: Mit Steuersenkungen trifft man viele, die mangels ausreichendem Einkommen keine Steuern zahlen, gar nicht. Und je höher die Einkommen, desto mehr zahlt sich das Ganze aus. Lindner deckelt bei Spitzenverdienern sogar die Wohltaten, damit die Unterschiede nicht zu krass werden. Und mit seinen Eingriffen in die kalte Progression hebelt er auch noch den Umverteilungsmechanismus des Steuersystems aus: dass besser Verdienende nicht nur absolut, sondern auch relativ mehr Steuern zahlen müssen.
Das Vorhaben wäre schon in normalen Zeiten problematisch, doch mit Blick auf die soziale Lage in der Inflations- und Energiekrise ist es auch noch Themaverfehlung. Vielen Menschen mit geringem Einkommen, aber auch bis tief in die Mittelschicht hinein geht es angesichts der Teuerungswelle finanziell ans Eingemachte. Bei Entlastungen kann hier nicht gekleckert werden.
Das gab es auch noch nicht so oft, dass ein Regierungsvorhaben mehr Beifall aus der (CDU)-Opposition bekommt als von den Koalitionspartnern, wo es offen und laut Kritik gibt. Einige SPD-Spitzenpolitiker, darunter der Kanzler, vertrauen auf so etwas wie Koalitionslogik: Lindner kriegt sein Steuersteckenpferd, dann rückt er auch Geld für zielgerichtete Entlastungen raus. Doch das ist grob fahrlässig angesichts der Sorgen von Millionen Menschen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.