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Herr Kutschers Gespür für Beton

Der Bauchef der Berliner U-Bahn über Fortschritte am Bahnhof Jannowitzbrücke

  • Nicolas Šustr
  • Lesedauer: 3 Min.
Die Arbeiten zur Wiedereröffnung des direkten Zugangs zwischen U- und S-Bahn am Bahnhof Jannowitzbrücke sind in den letzten Zügen.
Die Arbeiten zur Wiedereröffnung des direkten Zugangs zwischen U- und S-Bahn am Bahnhof Jannowitzbrücke sind in den letzten Zügen.

Am 30. September wird es soweit sein, verkündet zumindest das Schild auf dem Bahnsteig des U-Bahnhofs Jannowitzbrücke. Dann soll man wieder auf direktem Wege von der U8 zur S-Bahn kommen. Seit August 2020 wird hier gebaut, Fahrgäste müssen seitdem einen Umweg laufen über einen Ausgang, der direkt an Ecke Holzmarkt- und Alexanderstraße an die Oberfläche kommt. Immerhin gibt es dort aufwärts führende Rolltreppen, denn für Berliner Verhältnisse liegt der Bahnhof mit 15 Metern vergleichsweise tief. Grund ist die direkt anschließende Unterquerung der Spree.

An der Oberfläche ist schon seit vier Jahren Baustelle, denn auch der nun von Umsteigerinnen und Umsteigern genutzte Ausgang ist faktisch ein Neubau, der im Dezember 2018 eröffnet wurde. Ein Jahr zuvor war an der Stelle bereits ein Aufzug in Betrieb gegangen. »Hier an der Stelle gab es lange Diskussionen mit dem Bezirk«, berichtet Uwe Kutscher bei einer Führung am Mittwoch. Er ist U-Bahn-Bauchef bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG). Ein neu gestalteter Platz hätte hier entstehen sollen. Doch weil der Investor, der zwischen S-Bahnhof und Holzmarktstraße einen neuen Büroriegel baut, sich verpflichtet hat, auch die Platzgestaltung zu übernehmen, wird die Fläche bis dahin nicht angefasst. »Wir wollen die Gelder nicht doppelt ausgeben und das heißt dann manchmal, dass mehrere Monate die Bauzäune stehen und nichts passiert«, so Kutscher.

Zwar gab es bei Eröffnung des U-Bahnhofs im Jahr 1930 einen im Vergleich zur heutigen Lage um 90 Grad versetzten Ausgang, der wurde aber mit dem Mauerbau 1961 verschlossen. Die heutige U8 fuhr unter Ost-Berlin ohne Halt durch, auch Jannowitzbrücke wurde einer der Geisterbahnhöfe.

Kutscher schließt eine Tür neben der mit Wolkenmotiven dekorierten Wand im Zwischengeschoss des Ausgangs auf. Dahinter verbirgt sich ein großer Raum, der einmal ein Geschäft beherbergen könnte. »Bisher haben sich noch keine Interessenten gefunden«, bedauert der Bauchef. »Hier war zu DDR-Zeiten ein Mitarbeiterklub, der hatte den schönen Namen Eulenkeller.«

Von dem Raum aus geht es weiter zu dem direkten Übergang zur S-Bahn, der für sieben Millionen Euro nicht einfach nur saniert, sondern deutlich umgestaltet wurde. »Die alten Zwischendecken wurden entfernt und es wurde eine neue großzügigere sowie freundliche Zugangssituation geschaffen«, sagt Kutscher. Die bisher zahlreichen toten Ecken wurden beseitigt. »Wer den Gang nutzte, erinnert sich an den teilweise unangenehmen Geruch«, so der U-Bahn-Bauchef. Immer wieder verrichteten Menschen dort ihre Notdurft.

Gebaut wird derzeit auch am Gleisdreieck. Seit dieser Woche endet die U2, aus Pankow kommend, dort. Von der Warschauer Straße nach Ruhleben fährt die kombinierte U12. Mit einer einwöchigen Pause im September gilt das bis 26. Oktober. Denn zwischen Gleisdreieck und Bülowstraße werden die Gleise der U2 saniert. »Eigentlich müssten die Schwellen ausgetauscht werden. Weil aber in drei bis vier Jahren die Brücken saniert werden, befestigen wir die Schienen mit einer Art Dübel neu auf den alten Schwellen«, berichtet Kutscher. Im Herbst wird auch die vor Jahrzehnten abgebaute Verbindung zwischen U1 und U2 am Gleisdreieck wieder aufgebaut, damit die Züge der U1 die Werkstatt Grunewald erreichen können. Denn auch die Brücke der U1 muss neu gebaut werden.

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