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Nach Tod in Dortmund Betroffenheit im Senegal
Neue Details bekannt – Massive Kritik am Vorgehen der Dortmunder Polizei
Nach Bekanntwerden des Todes des jungen Mouhamed Lamine Dramé, der erst eine Woche zuvor nach Dortmund gekommen war, kam es in seiner Heimatstadt Ndiaffate, südöstlich der Hauptstadt Dakar gelegen, zu Kundgebungen. Mouhamed war am Montag letzter Woche in Dortmund von der Polizei erschossen worden. Er soll erst mit Suizid gedroht haben und dann mit einem Messer auf die Beamten losgegangen sein. Auf mehreren Videos im Internet ist zu sehen, wie eine Menschenansammlung vorwiegend junger Männer für den Toten betet und später durch die Stadt zieht und auf Französisch »Gerechtigkeit für Mouhamed« skandiert.
Unterdessen berichtet die senegalesische Presseagentur APS von einem Treffen mit dem Vater des getöteten Mouhamed, Lamine Dramé. In der deutschen Presse hieß es, dass Mouhameds Eltern bereits tot seien.
Lamine Dramé wünscht sich laut APS, dass der Leichnam seines Sohnes so schnell wie nur möglich in den Senegal gebracht und dass der Tod lückenlos aufgearbeitet wird. Wie die Stadt Dortmund auf nd-Anfrage mitteilt, wurde mit der senegalesischen Botschaft in Berlin bereits am Montag dieser Woche über die Überführung des Leichnams in den Senegal gesprochen und die für den gleichen Tag geplante Beisetzung in Dortmund abgesagt. Da Mouhamed zunächst im Rhein-Pfalz-Kreis bei Mannheim lebte, falle die Überführung des Leichnams aber in den Aufgabenbereich des dortigen Kreises, des Jugendamts und seines Vormunds sowie der senegalesischen Botschaft, heißt es von der Stadt Dortmund, die im Austausch mit allen beteiligten Behörden steht.
In einem Gespräch mit senegalesischen Journalisten widerspricht Mouhameds Vater vehement der Behauptung, sein Sohn sei psychisch instabil und aggressiv gewesen. »Mein Sohn hatte nie psychische Probleme. Ich hatte mit ihm bis eine Woche vor seinem Ableben immer wieder telefoniert, und ich wusste gut über ihn und sein Leben außerhalb der Heimat Bescheid.« Tatsächlich soll Mouhamed vor den tödlichen Schüssen kurzzeitig in einer Psychiatrie in Dortmund-Aplerbeck gewesen sein. Weder der Rhein-Pfalz-Kreis noch die Dortmunder Jugendhilfeeinrichtung, wo der junge Senegalese zuletzt wohnte, berichten jedoch über psychische Auffälligkeiten, die über Eingewöhnungsprobleme hinausgegangen seien, oder über Aggressivität.
Knapp 6000 Kilometer südlich ist man erschüttert ob des Todes des Jugendlichen. »Im Senegal haben wir viele offene Fragen zu dem Polizeieinsatz. Wieso etwa schaffen es offensichtlich elf gut ausgerüstete Dortmunder Polizisten nicht, einen einzelnen Minderjährigen kampfunfähig zu machen, ohne ihn dabei zu töten?«, fragt etwa der senegalesische Journalist Coumba Ndoffene, der den Fall für die dortige Presse intensiv begleitet. Und schiebt nach: »Hätte man ihm nicht einfach in die Beine schießen können? Und wieso hat der Teaser-Einsatz und das Pfefferspray, das von der Dortmunder Polizei eingesetzt wurde, nicht gewirkt?«
Wegen des schwerwiegenden Verdachts, dass beim Tod des 16-Jährigen unprofessionell gehandelt und der Senegalese ohne Not oder gar aus rassistischen Motiven getötet worden sein könnte, haben 60 Forscher in einer Online-Petition den Landtag in Düsseldorf aufgefordert, eine unabhängige Untersuchungskommission zum Tod Mouhamed Lamine Dramés einzuberufen. Bis Mittwochmittag hatten etwa 32 000 Menschen die Petition auf der Plattform change.org unterschrieben. Nach Ansicht der Forscher seien der Einsatz und die Tötung des Jugendlichen »absolut unverhältnismäßig und unprofessionell« gewesen.
Für Irritationen hat ebenso gesorgt, dass die Kameras an den Westen der beteiligten Polizisten nicht eingeschaltet waren. Laut Innenministerium war der Einsatz zunächst nicht für eine Bodycam geeignet – da der Jugendliche sich mit einem Messer augenscheinlich umbringen wollte. Eine Dienstanweisung der NRW-Polizei besagt, dass das Filmen dieser »höchstpersönlichen Lebenssachverhalte« unzulässig sei. Als die Situation dann kippte und der 16-Jährige mit dem Messer auf die Polizisten zuging, wurde die Lage für die Beamten demnach binnen Sekunden so stressig, dass keiner an die Bodycam gedacht habe, heißt es vom NRW-Innenministerium.
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