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Protestieren mit Abstand
Über Energiepreise und Extremisten
Dagegen zu protestieren, dass die einfache Bevölkerung den in Deutschland anfallenden Preis für den Krieg in der Ukraine zahlen muss, während sich Konzerne eine goldene Nase verdienen, ist dieser Tage nicht einfach. Zu schnell findet man sich dabei in falscher Gesellschaft wieder. Davon sollte sich aber niemand abschrecken lassen, sondern man sollte nur konsequent Abstand wahren, wo Abstand nötig ist.
In die Gefahr, die Geister nicht loszuwerden, die sie ausdrücklich nicht gerufen hat, begibt sich gerade die Linke in Dahme-Spreewald. Sie lädt für den 31. August um 17 Uhr zu einer Protestaktion vor der Filiale der Deutschen Bank in der Bahnhofsstraße von Königs Wusterhausen ein. Mit Kochtöpfen und Löffeln soll dort lautstark gegen die unsoziale Politik der Bundesregierung protestiert werden. Coronaleugner und Querdenker versuchen anzudocken. Die Linke lehnt das strikt ab, muss aber damit rechnen, dass solche Leute trotzdem auftauchen. Den Termin deshalb absagen? Das wäre ein großer Fehler. Dann kanalisieren am Ende bloß diejenigen die Wut der Bevölkerung, die den Protest in eine schlimme Ecke lenken, die AfD etwa. Also den Termin an den richtigen Stellen bekannt machen, damit in der Mehrzahl vernünftige Menschen erscheinen – so ist es richtig.
Dass nicht jeder, der sich um seine nächste Nebenkostenabrechnung sorgt, ein Extremist und ein Fall für den Verfassungsschutz ist, hat Brandenburgs Geheimdienstchef Jörg Müller eingeräumt. Wer aber lautstark protestiert, steht heute im Verdacht, ein Verfassungsfeind und Putin-Freund zu sein. Darauf muss die Linke gefasst sein. Bei einem Auftritt von Kanzler Olaf Scholz (SPD) am Mittwochabend in Neuruppin hätten AfD und Linke gemeinsam gestört, heißt es nun schon. Dabei schloss sich die Linke hier in Wahrheit einem Protest von Fridays for Future an. Denn die menschenfeindlichen Ansichten der AfD vertragen sich nicht mit den menschenfreundlichen Positionen der Linkspartei.
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