Russland bietet, was der Westen nicht kann

Indien beschafft russisches Raketenabwehrsystem S-400 und Lenkwaffenfregatten

  • Satyajeet Malik
  • Lesedauer: 3 Min.

Mehr als zwei Drittel der indischen Streitkräfte sind mit Waffen russischer Herkunft ausgerüstet, und die derzeitige geopolitische Situation scheint keine nennenswerten Auswirkungen auf die militärischen Beziehungen der beiden Länder zu haben. Zuletzt äußerte Russland den Wunsch, die nächste Generation gepanzerter Fahrzeuge und U-Boote in Zusammenarbeit mit Indien zu bauen.

Die Regierung in Moskau habe bereits einen Vorschlag für die gemeinsame Produktion »eines künftigen Kampfpanzers, eines Schützenpanzers, eines Flugzeugs der fünften Generation, eines diesel-elektrischen U-Boots und anderer moderner Waffentypen« unterbreitet, so Dmitri Schugajew, Leiter des russischen Föderalen Dienstes für militärisch-technische Zusammenarbeit (FSMTC). Schugajew habe sich am Rande der internationalen Rüstungsmesse Army 2022 geäußert, die im August in Moskau stattfand, berichtet die indische Online-Zeitung The Print.

Der Leiter des FSMTC, das sich mit allen militärbezogenen Geschäften und der kommerziellen Zusammenarbeit mit anderen Ländern befasst, betonte die Tatsache, dass Russland das einzige Land der Welt sei, das einen vollständigen Technologietransfer (TOT) bei Hightech-Verteidigungsausrüstung durchführen könne. »Russland ist das einzige Land, das in großem Umfang mit Indien im Bereich der hochentwickelten Militärtechnologien zusammenarbeitet, einschließlich des Know-how-Transfers an indische Partner«, so Schugajew. »In den mehr als 60 Jahren der militärisch-technischen Zusammenarbeit haben unsere Länder das Prinzip ›Make in India‹ umgesetzt«, fügte er hinzu. »Make in India« ist das Vorzeigeprogramm der Modi-Regierung zur Förderung ausländischer Investitionen und der Produktion in Indien.

Die militärtechnische Zusammenarbeit zwischen Indien und Russland ist eine der wichtigsten Säulen der privilegierten Partnerschaft zwischen den beiden Ländern. Trotz der von den USA angedrohten Sanktionen hat Indien an seinem Plan festgehalten, das russische Raketenabwehrsystem S-400 zu beschaffen; die Lieferung des zweiten Regiments der S-400 ist derzeit im Gange. Außerdem wird daran gearbeitet, die Produktion der AK-203-Sturmgewehre in Indien zu organisieren; die Serienproduktion soll voraussichtlich Ende 2022 oder Anfang 2023 beginnen. In der ersten Jahreshälfte 2024 will Russland auch die ersten beiden modifizierten Lenkwaffenfregatten der Admiral-Grigorowitsch-Klasse an die indische Marine liefern; der entsprechende Vertrag wurde im Oktober 2018 unterzeichnet.

Neben dem Zugang zu verbilligter Kohle und Öl aus Russland und der Unterstützung im UN-Sicherheitsrat ist Indiens militärische Abhängigkeit von Russland der Grund für seine neutrale Haltung zur Invasion in der Ukraine. Seit Beginn des Konflikts hat der Westen mehrere Versuche unternommen, Indien dazu zu bewegen, die westlichen Sanktionen gegen Russland zu unterstützen. Trotzdem hat Indien beschlossen, sein militärisches Engagement mit Russland fortzusetzen.

Und Russland ist sich durchaus der Ambitionen Indiens bewusst, ein militärisches Kraftzentrum zu werden: »Die gegenwärtige Phase unserer Beziehungen in diesem Bereich der Zusammenarbeit zeichnet sich durch den Wunsch Indiens aus, die Entwicklung seines nationalen militärisch-industriellen Komplexes zu beschleunigen, die Abhängigkeit von Importen militärischer Produkte zu verringern und sich in die Reihe der führenden Waffenexporteure einzureihen«, sagte Schugajew.

Er fügte hinzu, dass Russland Delhis Ambitionen unterstütze und bereit sei, eine industrielle Zusammenarbeit einzugehen. Für Länder, die ihre eigene Militärindustrie aufbauen wollen, hatte Schugajew eine klare Botschaft: »Ich möchte noch einmal betonen, dass Russland zu einer weitestgehenden technologischen Zusammenarbeit bereit ist, im Gegensatz zu den sogenannten westlichen ›Partnern‹, die viel versprechen, aber in Wirklichkeit nicht sehr erpicht darauf sind, fortschrittliche Technologien mit Indien zu teilen.«

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!