- Politik
- Asylpolitik
Grenzanwältin
Marta Górczyńska erhält den Menschenrechtspreis von Pro Asyl
Schockiert von der brutalen Grenzpolitik Polens und der Europäischen Union wirkt Marta Górczyńska auch heute noch, nachdem die Mauer durch den Białowieża-Urwald im Sommer längst fertiggestellt wurde und illegale Pushbacks an den Außengrenzen trauriger Alltag geworden sind. Zynismus scheint ihr fremd. Im Rahmen ihrer Arbeit für die Helsinki Foundation for Human Rights dokumentiert die Warschauer Anwältin Menschenrechtsverletzungen und vertritt Geflüchtete vor Gericht – egal ob sie Polen von Belarus oder der Ukraine aus betreten. Dafür sollen sie und ihre Organisation am Samstag den Menschenrechtspreis von Pro Asyl erhalten. Die Helsinki Foundation ist eine von mehreren NGOs, die sich seit August 2021 in dem Bündnis Grupa Granica (Grenzgruppe) organisieren.
»Mein Ziel war es, Rechtshilfe zu leisten. Doch wir leisten auch grundlegende humanitäre Hilfe, weil sich der polnische Staat weigert, das zu tun«, erzählt die 34-Jährige mit ernstem Blick im Gespräch mit »nd.DerTag«. Die Menschen, die über die polnisch-belarussische Grenze kommen, sind oft hungrig, durstig, nass und verletzt. Wöchentlich erreichten die Grupa Granica rund 200 Hilfegesuche. Kinder hat sie keine. »In mancher Hinsicht macht das mir die Arbeit an der Grenze leichter.« Die meisten Helfer*innen bewegen sich nur undercover durch den Wald, um einer Kriminalisierung zu entgehen. Der effektivste Weg, um Geflüchtete vor einem Pushback zu schützen, sei eine vorläufige Maßnahme durch den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. In 80 Fällen hätten die Jurist*innen vor Ort damit erfolgreich eine Abschiebung verhindert.
Marta Górczyńska arbeitet seit zehn Jahren für die Helsinki Foundation. »Es war mein erster Job nach dem Studium und gleichzeitig mein Traumjob«, erzählt sie. Die verschiedenen Geschichten der Menschen hätten sie fasziniert und ihr gleichzeitig gezeigt, wie unfair die Welt ist. Diese Ungerechtigkeit treibt sie auch heute noch an: »Grenzen sollten kein Ort des Leidens sein.«
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.