Queerfeindlichkeit tötet

Sichtbarkeit ist nicht genug

  • Kirsten Achtelik
  • Lesedauer: 2 Min.

Der 25-jährige trans Mann Malte C. ist am Freitag nach einer Woche im künstlichen Koma an seinen Verletzungen gestorben. Am vergangenen Samstag war er in Münster eingeschritten, als junge Frauen am Rande des CSD homofeindlich beleidigt wurden. Daraufhin hatte der Täter ihm zweimal ins Gesicht geschlagen. Die Verletzungen des Gehirns waren so schwer, dass der trans Mann wohl bleibende Schäden davongetragen hätte, wenn er überlebt hätte.

Der Täter ist weiterhin unbekannt, die Polizei hat eine Ermittlungskommission eingesetzt. Erst am Mittwoch hatte der Queerbeauftragte der Bundesregierung, Sven Lehmann, den Entwurf für einen »Nationalen Aktionsplan für Akzeptanz und Schutz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt« vorgelegt. Geplant ist unter anderem, dass Sicherheitsbehörden Hasskriminalität aufgrund des Geschlechts oder gegen queere Menschen zukünftig separat erfassen.

Mit einer korrekten Erfassung wissen wir künftig besser, wie schlimm die Dinge stehen. Das ist wichtig. Die Polizei bezeichnet den Verstorbenen in ihrer Pressemitteilung zu Maltes Tod als »Mann«. Das blendet aus, warum er auf dem CSD war.

Innerhalb der vermeintlichen Community lief es teilweise auch nicht besser. Gerade »genderkritische« Kreise äußerten ihr Mitgefühl für die »junge Frau«, die angegriffen worden sei, und wollten aus dem transfeindlichen einen frauenfeindlichen Übergriff machen.

Queerfeindlichkeit tötet. Das richtige Erfassen von Straftaten wird daran nichts ändern. Dass mit Malte ein Mensch gestorben ist, der sich für andere gegen Queerfeindlichkeit eingesetzt hat, ist doppelt tragisch: Neben dem unnötigen Tod eines jungen queeren Menschen ist es auch ein Zeichen dafür, dass wir uns gegenseitig in einer queerfeindlichen Gesellschaft nicht ausreichend schützen können.

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