- Kommentare
- LGBTQI
Queerfeindlichkeit tötet
Sichtbarkeit ist nicht genug
Der 25-jährige trans Mann Malte C. ist am Freitag nach einer Woche im künstlichen Koma an seinen Verletzungen gestorben. Am vergangenen Samstag war er in Münster eingeschritten, als junge Frauen am Rande des CSD homofeindlich beleidigt wurden. Daraufhin hatte der Täter ihm zweimal ins Gesicht geschlagen. Die Verletzungen des Gehirns waren so schwer, dass der trans Mann wohl bleibende Schäden davongetragen hätte, wenn er überlebt hätte.
Der Täter ist weiterhin unbekannt, die Polizei hat eine Ermittlungskommission eingesetzt. Erst am Mittwoch hatte der Queerbeauftragte der Bundesregierung, Sven Lehmann, den Entwurf für einen »Nationalen Aktionsplan für Akzeptanz und Schutz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt« vorgelegt. Geplant ist unter anderem, dass Sicherheitsbehörden Hasskriminalität aufgrund des Geschlechts oder gegen queere Menschen zukünftig separat erfassen.
Mit einer korrekten Erfassung wissen wir künftig besser, wie schlimm die Dinge stehen. Das ist wichtig. Die Polizei bezeichnet den Verstorbenen in ihrer Pressemitteilung zu Maltes Tod als »Mann«. Das blendet aus, warum er auf dem CSD war.
Innerhalb der vermeintlichen Community lief es teilweise auch nicht besser. Gerade »genderkritische« Kreise äußerten ihr Mitgefühl für die »junge Frau«, die angegriffen worden sei, und wollten aus dem transfeindlichen einen frauenfeindlichen Übergriff machen.
Queerfeindlichkeit tötet. Das richtige Erfassen von Straftaten wird daran nichts ändern. Dass mit Malte ein Mensch gestorben ist, der sich für andere gegen Queerfeindlichkeit eingesetzt hat, ist doppelt tragisch: Neben dem unnötigen Tod eines jungen queeren Menschen ist es auch ein Zeichen dafür, dass wir uns gegenseitig in einer queerfeindlichen Gesellschaft nicht ausreichend schützen können.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.