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Scheinkanzler auf Betteltour
Ralph T. Niemeyer ist auf wirrer Mission in Russland unterwegs
Geschäftig sitzt Ralph Thomas Niemeyer in einem Hotel am Roten Platz und schreibt fleißig Forderungen an die Regierungen der Alliierten, mit ihm über einen Waffenstillstand zu verhandeln. Diese Botschaft sendet er über seinen Telegram-Kanal in die Welt. Sollte Wladimir Putin drüben im Kreml tatsächlich reagieren, wäre es für Niemeyer der Höhepunkt seines Lebens.
Bis zum Roten Platz war es für Niemeyer ein weiter Weg. Der gebürtige Berliner wächst im warmen Beamtenschoß der Bonner Republik auf. Doch statt in den Staatsdienst zog es den heute 53-Jährigen in die Kunst, in die Literatur und zum Film. Später dann das politische Erwachen. Erst Sozialdemokrat, dann Linker, anschließend wieder Sozialdemokrat. Genosse Niemeyer hat die Rottöne der deutschen Politik durchprobiert. Ohne persönlichen Erfolg. Nie hat er es geschafft, in den Bundestag gewählt zu werden. Wäre da nicht Sahra Wagenknecht, vielleicht hätte man Niemeyer niemals politisch bemerkt. Mit der streitbaren Linken war er bis 2013 verheiratet.
Wagenknecht fand später Gefallen an Oskar Lafontaine und Niemeyer an Verschwörungstheorien. Die Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen spülten ihn in die Basisdemokratische Partei, für die er erfolglos bei der Bundestagswahl antrat. Eigentlich egal, denn Niemeyer erkennt die Bundesrepublik gar nicht als Staat an und ist gedanklich im Reichsbürger-Milieu unterwegs. Im Juli gründete Niemeyer schließlich eine Exil-Regierung. Sein Ziel: »Nach Zusammenbruch des BRD-Verwaltungskonstruktes« mit Putin verhandeln. Dafür ist er gerade in Russland unterwegs. Außenminister Sergej Lawrow, seine Sprecherin Maria Sacharowa und Kreml-Sprecher Dmitrij Peskow – all ihre Hände hat Niemeyer in den vergangenen Tagen geschüttelt und sich wohlwollende Worte abgeholt, behauptet er. Ob die drei wussten, mit wem sie da sprechen? Putin hat jedenfalls auf Niemeyers Verhandlungsforderung noch nicht reagiert.
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