Mehr als vier Stunden

Sebastian Weiermann über verlorene Zeit in der Flutnacht

An der oberen Ahr waren schon um 22:21 Uhr Häuser überflutet. Das zeigen Aufnahmen aus einem Polizeihubschrauber. Weiter unten war die Flut zu diesem Zeitpunkt noch nicht angekommen.
An der oberen Ahr waren schon um 22:21 Uhr Häuser überflutet. Das zeigen Aufnahmen aus einem Polizeihubschrauber. Weiter unten war die Flut zu diesem Zeitpunkt noch nicht angekommen.

134 Menschen sind bei der Flutkatastrophe im Ahrtal gestorben. Eines der schrecklichsten Ereignisse spielte sich spät in der Nacht zwischen 2:30 und 3 Uhr in Sinzig ganz am unteren Ende der Ahr ab. Zwölf Menschen mit geistiger Behinderung starben in einer Einrichtung der Lebenshilfe. Sie konnten sich nicht selber retten.

Mehr als vier Stunden zuvor war ein Polizeihubschrauber bei einem Erkundungsflug an der oberen Ahr unterwegs. Die jetzt veröffentlichten Bilder zeigen dort schon eine katastrophale Situation. Handlungen haben sich daraus offenbar nicht ergeben. Die Warnungen wurden nicht verstärkt, keine Maßnahmen ergriffen, um besonders gefährdete Menschen wie die in Sinzig zu schützen.

Roger Lewentz, Innenminister von Rheinland-Pfalz, hält das nicht für einen Rücktrittsgrund. Das ist beschämend. Er wälzt die Verantwortung auf den Kreis, der auch Fehler gemacht hat, ab und duckt sich weg. Es bleibt die dröhnende Frage, was möglich gewesen wäre, wenn die Behörden die Zeit genutzt und für Warnungen und Hilfe gesorgt hätten.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.