Danke für »Berge« von Socken, Schals und Mützen!

Der Verein »Wir packen’s an«, dem die Wollsachen der nd-Soli-Strick­aktion übergeben wurden, ist von dem Ergebnis völlig überwältigt

  • Heidi Diehl
  • Lesedauer: 6 Min.
Große Freude beim Solidaritätsverein "Wir packen`s an". Über Mützen, Schals und Socken.
Große Freude beim Solidaritätsverein "Wir packen`s an". Über Mützen, Schals und Socken.

619 Paar Socken, 127 Schals, 116 Mützen, zehn Paar Handschuhe, drei Decken, fünf Pullover und Strickjacken sowie zwei Puppen – das ist in nüchternen Zahlen ausgedrückt die Bilanz der »nd«-Soli-Strickaktion für die Flüchtlinge, die an den EU-Außengrenzen zum Teil seit Jahren unter unwürdigen Bedingungen in Lagern kampieren müssen oder sich irgendwie durchschlagen mit der Hoffnung, irgendwann doch den Weg nach Europa zu finden. Danke, danke, danke an alle, die sich daran beteiligt haben! Niemals hätten wir geglaubt, dass diese Strickaktion eine solche Resonanz unter den Leserinnen und Lesern finden würde!

Infos

Verein »Wir packen’s an«: www. wir-packens-an.info
Geldspenden an: »Wir packen’s an« e. V.,
GLS Bank, IBAN DE03 4306 0967 1059 2396 00,
BIC GENODEM1GLS
Sachspenden können bei den Sammelstellen abgegeben oder per Post geschickt werden an: Wir packen’s an e. V.,
Frankfurter Straße Ausbau 24,
16259 Bad Freienwalde

  • Verein »Wir packen’s an«: www. wir-packens-an.info
  • Geldspenden an: »Wir packen’s an« e. V.,
    GLS Bank, IBAN DE03 4306 0967 1059 2396 00,
    BIC GENODEM1GLS
  • Sachspenden können bei den Sammelstellen abgegeben oder per Post geschickt werden an: Wir packen’s an e. V.,
    Frankfurter Straße Ausbau 24,
    16259 Bad Freienwalde
    Flüchtlinge – Danke für »Berge« von Socken, Schals und Mützen!

    Als ich am Dienstag alles ins Auto packte, um die kostbare Fracht dem Berlin-Brandenburger Verein »Wir packen’s an« zu bringen, schoss mir plötzlich ein Zitat von Karl Marx in den Kopf, das zu lernen einst gewissermaßen zum Schulstoff gehörte und nun auf einmal sichtbare Realität wurde: »Eine Idee wird zur materiellen Gewalt, wenn sie die Massen ergreift«. Nun ja, ein bisschen »hochgestapelt« ist der Vergleich vielleicht, aber durchaus passend, wie ich finde: Denn eine ganz persönliche Idee vor knapp einem Jahr, nämlich 100 Paar Socken für Flüchtlinge zu stricken, wuchs sich zu einer wunderbaren solidarischen Gemeinschaftsarbeit vieler, vieler fleißiger Strickerinnen und Stricker aus.

    In den letzten Monaten erreichten uns jede Woche Pakete mit selbst gearbeiteten Socken, Schals oder Mützen, und andere, die nicht stricken können oder dazu keine Zeit hatten, schickten Wolle, damit irgendwo im Lande die Nadeln weiterklappern konnten. Immer wieder lagen auch berührende persönliche Zeilen den Paketen bei. Wie die von Sonja Kästner aus Großolbersdorf: »Unseren zehn Enkeln und fast neun Urenkeln geht es gut, und ich hoffe, dass eure Aktion ein wenig Freude und Wärme in die Herzen der vielen notleidenden Menschen bringt.« Helga Leuschner aus Mehmels erinnerte sich beim Stricken an die eigene Vergangenheit: »Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie weh Kälte tun kann. 1932 geboren, habe ich den Zweiten Weltkrieg und die Nachkriegszeit mit allem Elend und Tod, mit Hunger und Kälte in voller Erinnerung.« Auch Johanna Brasaching aus Potsdam war es »ein zwingendes Befürfnis, den leidenden Flüchtlingen durch meine Sockenspende ein wenig Menschlichkeit entgegenzubringen. Durch meinen Mann als Flüchtling im Kriegswinter 1944/45 wissen wir aus eigener Erfahrung, was gegenseitige Hilfe und Anteilnahme bedeutet«, schrieb sie.

    Von einer ganz besonderen Idee erzählte uns Elke Schäfer, die ein großes Paket voller Socken schickte. »Zu meinem Geburtstag habe ich mir Socken für all die vielen Menschen auf der Flucht gewünscht. Wie ihr sehen könnt, waren meine Freundinnen gerne bereit zu ›sockeln‹«.

    Und auch diese Zeilen möchte ich gern mit Ihnen teilen, sie kommen von Karin und Joachim Stiemer: »Wir finden Ihre Initiative toll und haben deshalb unsere 88-jährige Mutter ›beauftragt‹ zu stricken. Sie hat sich darüber sehr gefreut, zum einen ein Projekt zu haben und zum anderen Menschen in Not zu helfen. Wir sind außerdem auf einen Verein aufmerksam gemacht worden, der in großer Solidarität zu Menschen weltweit handelt.« 

    Auch die betagte Mutti von Renate Malchow aus Neubrandenburg griff zu den Nadeln und strickte ein paar warme Tücher, zu denen die Tochter folgende Zeilen legte: »Wir hoffen, dass die Tücher in der sozialen Kälte etwas Wärme spenden. Meine Mutti hat sie im hohen Alter von 90 Jahren gestrickt und möchte ihre Freude weitergeben.« 

    Astrid Joppelt hing an ihre Zeilen, in denen sie sich wünscht, dass die Sachen bald jene erreichen, die sie wirklich dringend brauchen, noch ein PS: »Das Stricken hat Spaß gemacht, es ist für mich wie Meditation.« Kurz und knapp formulierte Hannelore Christoph aus Bernau: »Sechs Paar warme Socken sind ein kleiner Beitrag.«

    Wie wahr – aber 619 Paar warme Socken sind ein großer Beitrag. In dieser Woche haben wir nun die Ergebnisse der »nd«-Soli-Strickaktion an den Verein »Wir packen’s an« übergeben. Vereinsgründer Andreas Steinert wollte gar nicht glauben, was er da sah. »Das ist ja überwältigend«, sagte er, als wir alle Kisten und Säcke ausgepackt hatten. »Vielen Dank an alle fleißigen Frauen und Männer, die mitgemacht haben. Man sieht den Strickwaren an, mit wieviel Liebe sie angefertigt wurden. Wir werden die Sachen schnell zu jenen Menschen bringen, die sie am nötigsten brauchen«, versprach er.

    Gerade beginnt der Verein mit der diesjährigen Wintersammlung für die Menschen in den Flüchtlingslagern in Bosnien und Griechenland, aber auch für Menschen in der Ukraine, die alles durch den Krieg verloren haben. Die Situation habe sich extrem verschärft, berichtet Andreas Steinert. Ging es den Flüchtlingen an den EU-Außengrenzen schon vor dem Ausbruch des Ukrainekrieges nicht gut, so sind inzwischen fast alle staatlichen Hilfen eingestellt worden. »Die Menschen werden von den Regierungen schlichtweg ignoriert und vergessen, sie sind fast vollständig auf die solidarische Hilfe von Nichtregierungsorganisationen (NGO) angewiesen«, sagt er. Doch auch die haben es zunehmend schwer, weil seit dem Sommer immer weniger Hilfsgüter und Gelder gespendet werden. Eine polnische Partnerorganisation berichtete zum Beispiel, dass sie Anfang des Jahres noch täglich zehn Sattelzüge mit Hilfsgütern an die EU-Außengrenzen bringen konnten, jetzt ist es gerade mal einer im Monat.

    »Wir packen’s an« unterstützt zahlreiche Nichtregierungsorganisationen vor Ort in Bosnien und Griechenland sowohl mit Sachspenden als auch mit Geld, das vor allem benötigt wird, um Lebensmittel für die Flüchtlinge zu kaufen.

    »Jeder kleine Beitrag hilft«, sagt Andreas Steinert und schaut sich in der großen Halle in Biesenthal um, in der der Verein die gespendeten Sachen sammelt, sortiert und versandfertig macht. Noch ist sie ziemlich leer, doch er hofft, dass sie sich in den nächsten Wochen mit vielen dringend benötigten Hilfsgütern füllt. Gebraucht wird vor allem warme Männerkleidung, da mehr als 80 Prozent der Flüchtlinge in den Lagern Männer sind. Hygieneartikel, wie Duschgel, Windeln oder Haarwaschmittel, Schlafsäcke, Isomatten und warme Decken sind ebenso gefragt wie haltbare Lebensmittel und natürlich Geldspenden. Eine genaue Liste der am dringendsten benötigten Hilfsgüter findet man auf der Website des Vereins. Dort sind auch alle Sammelstellen aufgelistet, die sich vor allem in Berlin und Brandenburg sowie an einigen Orten in Sachsen-Anhalt, Niedersachsen und Bayern befinden. »Wir könnten bundesweit noch weitere Sammelstellen gebrauchen«, sagt Andreas Steinert, »vielleicht wäre das ja für den einen oder anderen auch eine Gelegenheit, uns zu unterstützen.«

    Autorin Heidi Diehl übergibt dem ­Vereinsgründer Andreas Steinert von »Wir packen’s an« über 600 Paar Socken, die Leserinnen und Leser im Laufe des Jahres für Flüchtlinge gestrickt haben.
    Autorin Heidi Diehl übergibt dem ­Vereinsgründer Andreas Steinert von »Wir packen’s an« über 600 Paar Socken, die Leserinnen und Leser im Laufe des Jahres für Flüchtlinge gestrickt haben.
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