An die rechte AfD gewöhnt

Der Protest gegen die rechte AfD ist eingeschlafen

  • Claudia Krieg
  • Lesedauer: 2 Min.

Es mag sein, dass man die Demonstration der rechten AfD und die damit verbundenen Teilnehmerzahlen am vergangenen Samstag nicht überbewerten sollte. Es ist klar, dass sich die Partei der Neuen Rechten und der alten und jungen Nazischläger seit ihrem letzten Versuch vor vier Jahren, in der Hauptstadt herumzukrakeelen, in vielen Landesparlamenten stabilisiert und noch jede Gelegenheit genutzt hat, Anhänger*innen zu mobilisieren und zu ihren Aktionen zu karren, zuletzt eben mit ihrer angeblichen Sozialprotest-Schiene angesichts steigender Lebensmittel- und Energiepreise. War der Wind der Corona-Proteste gerade abgeflaut, kamen der Angriffskrieg Russlands und seine Folgen gerade recht, um die kurzzeitig scheinbar ruhig gestellten Schreihälse angesichts innerparteilicher Kämpfe und eines akut fehlenden politischen Skandalisierungsobjekts wieder auf Anschlag zu drehen.

Aber gerade angesichts des breiten antifaschistischen Protests mit Zehntausenden Gegendemonstrant*innen im Mai 2018 muss man bewerten, wie es dazu kommt, dass sich nun in Berlin, das sich ja zu Recht als Hochburg gegen das rassistische und faschistische Treiben der Menschenfeinde und Hetzer begreift, einer Kundgebung von 10 000 AfD-Anhängern am Samstag nur eine deutlich geringere Zahl Protestierender entgegenstellte. Wenn zum einen – wie in Berlin üblich – noch zig andere Demonstrationen stattfinden müssen, dann kann man zum Beispiel schon sagen: Nichts symbolisiert doch den Kampf für eine ökologisch und sozial gerechte Gesellschaft, in der Rassismus, Umweltzerstörung, Krieg und Antifeminismus keinen Platz haben, mehr, als sich einem Aufmarsch von Faschisten entgegen zu stellen. Zum anderen ist die gesellschaftliche Linke ähnlich gespalten wie die Linkspartei, und es braucht, wie nach den rechten Morden in Hanau und Halle oder im Zuge der Black-Lives-Matter-Bewegung motivierende Wut, Trauer und Empörung, um massenhaft auf die Straße zu gehen. Aber wenn »Alle zusammen gegen den Faschismus« keine hohle Phrase sein soll, dann wird es Zeit, das wieder deutlich zu zeigen.

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