Unter dem Pflaster das Wasser

Die klimagerechte Sanierung des Gendarmenmarkts beginnt, Bäume müssen fallen

  • Yannic Walther
  • Lesedauer: 3 Min.

Die ersten kleinen Schritte wurden bereits Anfang des Jahres unternommen. Bauarbeiter hatten Natursteine auf dem Gendarmenmarkt verlegt, um zu prüfen, ob sie belastbar genug sind und zum vorhandenen Pflaster passen. Test erfolgreich: Nun geht es richtig los. Bis Ende 2024 wird der Touristenmagnet in Mitte für 20 Millionen Euro saniert. „Die Umgestaltung ist nötig, damit der Platz in dem Glanz erstrahlen kann, den er auch verdient», sagte Umweltstaatssekretärin Silke Karcher (Grüne) zum Baustart am Dienstag. „Es ist einer der schönsten Plätze Europas.»

Es geht bei der Umgestaltung nicht nur um das Verlegen neuer Pflastersteine. Künftig soll der Platz auch barrierefrei sein. Außerdem werden unterirdische Strom-, Trink- und Abwasseranschlüsse verlegt. Damit sollen die Aufbauarbeiten für Veranstaltungen wie den Weihnachtsmarkt oder das Classic Open Air verkürzt werden. Während der Bauphase weichen diese auf den Bebelplatz aus.

Außerdem wird der Platz an den Klimawandel angepasst. Das Regenwasser soll gereinigt und in unterirdischen Pufferspeichern gesammelt werden, bevor es langsam ins Grundwasser versickert. 

„Wir müssen unsere Innenstädte für den Klimawandel rüsten – auch unsere historischen Zentren», sagte Umweltsenatorin Bettina Jarasch (Grüne) zu den Plänen. Mit den nun startenden Umbauten komme ein Stück Schwammstadt zum geschichtsträchtigen Kulturort am Gendarmenmarkt. Das sei eine gute Blaupause. „Wir müssen Plätze künftig generell so gestalten, dass das Regenwassermanagement vor Ort funktioniert.» 

Überlegungen zur Sanierung des Platzes gibt es seit 2009. Damals kämpfte eine Initiative für den Erhalt der Kugelahornbäume auf dem Gendarmenmarkt. Christoph Schmidt, Geschäftsführer der landeseigenen Grün Berlin, sagte am Dienstag, dass im Zuge der Bauarbeiten nun die vorhandenen Kugelahorne gefällt werden müssen. Diese seien ohnehin in einem schlechten Zustand. Statt dieser sollen drei großkronige japanische Schnurbäume verpflanzt werden. 

Die Baustellenzufahrt für die Arbeiten auf dem Gendarmenmarkt wird über die Markgrafen- und Charlottenstraße erfolgen. „Diese sollen nicht gesperrt werden», betonte Schmidt. Schon jetzt klagen Anrainer über die Verkehrssituation vor Ort. Josef Laggner, Inhaber mehrerer gastronomischer Einrichtungen im Umfeld des Gendarmenmarkts, sieht vor allem die autofreie Friedrichstraße kritisch, weil diese zu einem stärkeren Verkehr in der Charlottenstraße führe – unabhängig vom noch ausstehenden Baustellenverkehr. „In Bordeaux habe ich mir das kürzlich angesehen, wie man solch ein Verkehrsproblem lösen kann. Da hat man ein zusammenhängendes System von Einbahnstraßen. Das funktioniert», sagt Laggner zu „nd».

Generell vermisst der Gastronom ein Gesamtkonzept für die Berliner Mitte. Stattdessen würden nur punktuelle Maßnahmen umgesetzt, wie bei der Einkaufsmeile Friedrichstraße, für die die Aufenthaltsqualität mit einem abschnittsweisen Durchfahrtsverbot für Pkw erhöht werden sollte. „Der Gendarmenmarkt ist natürlich beliebt wegen seiner Atmosphäre. Niemand wird sich in der Häuserschlucht der Friedrichstraße draußen hinsetzen, wenn er auch hier sein kann.»

Der Gendarmenmarkt hat eine lange Geschichte. Entstanden ist der Platz Ende des 17. Jahrhunderts. Nach seiner Zerstörung im Zweiten Weltkrieg rekonstruierten Architekten der DDR in den 80er Jahren Teile des historischen Platzes. Gleichzeitig entstanden im Umfeld Plattenbauten, die mit besonderen gestalterischen Elementen versehen wurden. Das Berliner Denkmalamt stellte den Platz inklusive der DDR-Gebäude im vergangenen Jahr unter Denkmalschutz.

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