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Hoffnungsträger
Mallikarjun Kharge soll Indiens kriselnde Kongresspartei retten
An diesem Dienstag tritt er offiziell sein Amt an: Mallikarjun Kharge, der vor einer Woche zum Vorsitzenden von Indiens ältester politischer Kraft, der 137-jährigen Kongresspartei, gewählt worden war. Ausgerechnet ein 80-jähriger Parteisoldat, seit 1969 Mitglied, gilt nun als Hoffnungsträger. Das zeigte auch das klare Ergebnis: Kharge erhielt 90 Prozent der 9950 im Parteirat abgegebenen 9950 Stimmen, sein Gegenkandidat Shashi Tharoor, der viele Jahre in Diensten der Vereinten Nationen stand, nur ein Zehntel. »Die Wiedergeburt der Partei beginnt heute«, sagte selbst der Unterlegene über die Aufbruchstimmung, die bereits die Wahl auslöste. Die Kongresspartei ist seit Jahren in der Krise, reihte zuletzt bei Wahlen Misserfolg an Misserfolg und verlor eine Hochburg nach der anderen an die auf nationaler Ebene seit 2014 regierenden Hindunationalisten der Bharatiya Janata Party von Premier Narendra Modi.
Kharge ist seit 24 Jahren der erste Parteichef, der nicht aus der Gandhi-Familie stammt, die mit Jawaharlal Nehru, seiner Tochter Indira Gandhi und ihrem Sohn Rajiv Gandhi drei Regierungschefs stellte. Zuletzt führte interimsweise erneut Rajivs Witwe Sonia die angeschlagene Partei, nachdem ihr Sohn Rahul als vormaliger Hoffnungsträger hingeworfen hatte. Kharge gilt als Vertrauter des Gandhi-Clans, hatte zuletzt als Oppositionsführer im Unterhaus des Parlaments (2014 – 2019), dann in gleicher Rolle anderthalb Jahre im Oberhaus gewirkt. Davor war er unter anderem Arbeits- und Eisenbahnminister. Der 1942 im Teilstaat Karnataka Geborene ist Jurist und war zu Anfang seiner Karriere mit unzähligen Ämtern in der Gewerkschaftsbewegung aktiv. Er ist der zweite Dalit an der Spitze der Kongresspartei – Dalit ist die Selbstbezeichnung der Angehörigen jener Gruppe, die im strengen hinduistischen Kastensystem auf unterster Stufe stehen. Ob dieses Signal an das Elektorat erhört wird, kann zur Stunde noch niemand in Indien beantworten.
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