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Woelki schwer belastet
Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Kölner Erzbischof wegen Falschaussage
In seiner Mittwochsausgabe veröffentlichte der Kölner Stadtanzeiger ein Interview mit Hildegard Dahm. Dahm arbeitete mehrere Jahre als Assistentin des Personalchefs des Erzbistums Köln. In dieser Funktion hat sie, wie sie in dem Interview erklärte, im Jahr 2015 eine Liste mit den Namen von 14 Priestern erstellt, die der sexualisierten Gewalt beschuldigt werden. Diese Liste soll laut Dahms Aussage auch Erzbischof Rainer Maria Woelki vorgelegt worden sein.
Brisant ist ein Name auf der Liste. Winfried Pilz, der 2019 verstorbene Priester, war jahrelang Chef der Sternsinger. Hatte also eine prominente Rolle und viel Kontakt zu Minderjährigen. Pilz soll in den 70er Jahren einen Schutzbetroffenen missbraucht haben. Joachim Meissner, Woelkis Vorgänger als Kölner Erzbischof, verbot Pilz im Jahr 2014 den Kontakt zu Minderjährigen und erlegte ihm eine Geldstrafe auf. Eine Meldung an das Bistum Dresden-Meißen, in dem Pilz zu dieser Zeit lebte, blieb aus. In den vergangenen zwei Jahren verdichteten sich Hinweise auf weitere Missbrauchstaten von Pilz. Das Erzbistum Köln veröffentlichte Ende Juni eine entsprechende Stellungnahme. Erst da will auch auch Rainer Maria Woelki von den Beschuldigungen gegen den ehemaligen Sternsinger-Chef erfahren haben.
In zwei medienrechtlichen Verfahren gegen die »Bild«-Zeitung gibt Woelki eidesstattliche Erklärungen ab, dass er nichts von dem Fall Pilz gewusst habe. Zweifel an diesen Erklärungen gibt es schon länger. So soll sich Woelki, bevor er über den Fall informiert wurde, mit einem Opfer von Pilz getroffen haben. Anzeigen wegen des Verdachts der falschen eidesstattlichen Versicherung verlaufen allerdings im Sande. Die Kölner Staatsanwaltschaft weigert sich, Ermittlungen aufzunehmen.
Das hat sich nach dem Interview mit Hildegard Dahm geändert. Dahm erinnert sich darin übrigens auch an eine Aussage ihres damaligen Vorgesetzten, der soll gesagt haben, dass die Liste mit den Missbrauchstätern Woelki »überhaupt nicht interessiert« habe. Die Kölner Staatsanwaltschaft hält Dahms Aussagen offenbar für belastbar genug, dass sie nun ein Ermittlungsverfahren gegen Woelki wegen des Verdachts einer falschen eidesstattlichen Versicherung eröffnet hat.
Das Kölner Erzbistum wiegelt die neuen Vorwürfe gegen Rainer Maria Woelki in einer Stellungnahme ab. Der Versuch, dem Kardinal eine falsche eidesstattliche Versicherung zu unterstellen, sei »unbegründet«. Frau Dahm habe im Interview gesagt, dass sie nicht wisse, ob Woelki sich die Liste angeschaut habe. Ihre Aussage, er müsse informiert gewesen sein, sei also »ins Blaue hinein« spekuliert. Dass Woelki die Liste erhalten habe, sei eine »freihändige Vermutung«. Und überhaupt, spekuliert das Erzbistum, dass »interessierte Kreise noch einmal mit uralten Geschichten« Unruhe in den anstehenden Rom-Besuch der Deutschen Bischofskonferenz tragen wollten. Woelki solle vor dem Treffen mit dem Papst »an den Pranger gestellt werden«.
Gegen Hildegard Dahm, die mittlerweile an anderer Stelle im Erzbistum arbeitet, will die Bistumsleitung arbeitsrechtliche Schritte prüfen. Sie habe »aus dem sensiblen Bereich der Personalführung berichtet und dafür ihre Vertrauensstellung benutzt«, dies könne kein Arbeitgeber dulden, das sei auch im Interesse der vielen Mitarbeiter, die sich immer korrekt verhielten.
Ganz anders beurteilt Stephan Rixen, der Vorsitzende der Unabhängigen Aufarbeitungskommission für den sexuellen Missbrauch, die Rolle von Hildegard Dahm. Es sei »bewundernswert«, dass sie den Mut gefunden habe an die Öffentlichkeit zu gehen. Es brauche Menschen, die an die Öffentlichkeit gehen, »geschlossene Systeme brechen nur auf, wenn Menschen den Mut fassen, das Gesetz des Schweigens zu brechen«. Wenn es stimme, dass Woelki sich nicht für die Täterliste interessiert habe, frage er sich: »Was wird in diesem Erzbistum eigentlich für ein Spiel gespielt?« Zahlreiche andere kirchennahe Personen äußerten ihr Unverständnis. Forderungen an den Papst, Woelki des Amtes zu entheben, nehmen zu.
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