- Kommentare
- Einmalzahlung für Studierende
Wieder mal abgespeist
Lisa Ecke zur Einmalzahlung für Studentinnen und Studenten
Wer studieren will, braucht am besten eine wohlhabende Familie im Rücken und guten Kontakt zu dieser. Ansonsten ist die Chance sehr hoch, während des Studiums in Armut leben zu müssen. Im vergangenen Jahr waren über 76 Prozent der Studentinnen und Studenten, die nicht bei ihren Eltern wohnen, armutsgefährdet. Insgesamt waren 38 Prozent aller Studierenden von Armut bedroht; der Anteil ist mehr als doppelt so hoch wie in der Gesamtbevölkerung. Das war vor der Energiekrise, vor den enormen Preissteigerungen. Nun hat das Bundeskabinett eine Einmalzahlung von 200 Euro für Studierende und Fachschüler auf den Weg gebracht. Wann das Geld genau ausgezahlt wird, ist unklar. Klar hingegen ist, dass die Unterstützung viel zu spät kommt.
Dringend erforderlich ist zudem eine viel stärkere Anhebung der Bafög-Sätze. Statt der aktuellen Erhöhung von unter sechs Prozent müsste es zum Auffangen der Inflation mindestens zehn Prozent mehr geben. Sonst sind die Heizkostenzuschüsse für Bafög-Empfänger nur ein Tropfen auf das lodernde Feuer. Denn es gibt da noch das Problem des fehlenden bezahlbaren Wohnraums. Zehntausende Studierende stehen auf Wartelisten für Wohnheime, ohne Chance, jemals einen der raren Plätze ergattern zu können. Zwar hat Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) ein Förderprogramm für Wohnraum von Studierenden und Auszubildenden angekündigt. Aber wann das Programm startet, ist unklar. Sowieso wird es ewig dauern, bis dieses eine spürbare Besserung bringt. Bis dahin müssten die wirklichen Wohnkosten im Bafög übernommen werden und die Zahl der Berechtigten weiter als geplant ausgedehnt werden. Ansonsten wird die Armut unter Studierenden trotz Einmalzahlungen und Bafög-Reförmchen weiter steigen.
Wir behalten den Überblick!
Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.