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Den Osten ins Rollen bringen
In Ostberliner Bezirken gibt es wenig Platz für Rollsportarten. Jetzt wächst der Wunsch nach einer eigenen Halle
Inline-Skaterhockey, Rollkunstlauf oder Rollstuhl-Basketball: Rollsportarten sind in Berlin alles andere als unbeliebt. Doch gerade im Osten der Stadt fällt es Vereinen schwer, passende Orte für den eigenen Sport zu finden. Das wollen nun die Grünen-Fraktionen in Treptow-Köpenick, Lichtenberg und Marzahn-Hellersdorf ändern. In einem gemeinsamen Antrag fordern sie die jeweiligen Bezirksämter dazu auf, sich dafür einzusetzen, dass eine gemeinsame Rollsporthalle in die Sportentwicklungsplanung des Landes aufgenommen wird.
"Es wäre ein wichtiger erster Schritt. Der Entwicklungsbedarf ist auf jeden Fall da", sagt Pascal Grothe (Grüne), Bezirksverordneter in Marzahn-Hellersdorf zu "nd". Er ist Initiator des gemeinsamen Antrags in den drei Ost-Bezirken und hat früher selbst Inline-Skaterhockey gespielt. Seitdem er sich politisch engagiert, bleibt ihm allerdings nur wenig Zeit für den Sport.
Vom Prinzip her ähnelt Inline-Skaterhockey dem klassischen Eishockey. Gespielt wird allerdings auf einem kleineren Feld, statt sechs stehen sich nur fünf Spielerinnen oder Spieler pro Team gegenüber – und das eben auf Inline-Skates. Der derzeit erfolgreichste Berliner Inline-Skaterhockey-Verein der Männer, Unitas Berlin aus Moabit, ist gerade erst in der vergangenen Saison in die zweite Bundesliga abgestiegen.
Dass die Sportförderung deutlich besser laufen könnte, sieht man laut Grothe an anderen Orten: "In vielen anderen Bundesländern wie Bayern oder Nordrhein-Westfalen wird vorbildliche Nachwuchsarbeit geleistet." Eines der erfolgreichsten Teams in der Bundesliga, die Bissendorfer Panther aus Niedersachsen, zeige beispielhaft, wie sich auch kleine Gemeinden in der Sportart engagierten.
Gerade in den Ostberliner Bezirken sieht das anders aus. "Die Eisbären Juniors aus Lichtenberg und die Stra-Tus aus Hohenschönhausen engagieren sich sehr", sagt Grothe. Doch die Voraussetzungen seien schlecht. Für Wettbewerbe gebe es im Grunde nur die Lilli-Henoch-Halle in Schöneberg, bei der vor jedem Spiel die nötigen Banden erst noch aufgebaut werden müssen. Ständig in die westlichen Bezirke zu pendeln, sei nicht einfach: "Man hat wahnsinnig viel Ausrüstung. Damit muss man dann als Jugendlicher durch die halbe Stadt fahren und ist bis 23 Uhr noch unterwegs."
Auch wenn es ums Trainieren geht, mangelt es an Angeboten. Die Rollsportvereine sind gezwungen, große Kompromisse einzugehen: Der falsche Boden, keine Linien auf dem Feld für die eigene Sportart und, wie im Fall von Inline-Skaterhockey, fehlende Bande. "Wenn in einer eckigen Halle ohne Bande gespielt werden muss, ist das nicht ganz ungefährlich", sagt Grothe. Zu allem Überfluss stehe nun auch noch eine der wichtigsten Trainingshallen in Lichtenberg vor dem Abriss.
Allzu gerne seien Rollsportvereine in den Hallen nicht gesehen, so Grothe. Eigentümer machten sich Sorgen um den Bodenbelag – "ein altes Vorurteil", wie der Grünen-Politiker hinzufügt. So würden den Vereinen oft nur kurze Zeiten zugesprochen, ständig müsse um die eigene Trainingsgelegenheit gebangt werden.
Jetzt hofft Grothe auf eine exklusive Halle "für Rollschuh und Rollstuhl", gemeinsam für Treptow-Köpenick, Lichtenberg und Marzahn-Hellersdorf. Sie soll Zuschauerinnen und Zuschauern Platz bieten, Wettbewerbsansprüche erfüllen und mit echtem, für Rollsportarten üblichen Parkett belegt sein. "Es spricht nichts dagegen, alle Rollsportarten in einer Halle zu vereinen", sagt Grothe. Basketballkörbe und Hockeytore könnten ohne Probleme nebeneinander existieren.
Was den Antrag der Fraktionen angeht, zeigt sich der Grünen-Politiker zuversichtlich. In den Bezirken werde das Anliegen grundsätzlich unterstützt, möglicherweise auch aus anderen Parteien: "Ich weiß, dass nicht nur wir uns für das Thema interessieren." Ob der Ausschuss dann allerdings zustimmen werde, stehe aber auf einem anderen Papier.
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