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Lobbyopfer Krampus
Weihnachtliche Teufelsgestalt in Südtirol darf keine Hafermilch trinken
Regionales Brauchtum bringt mitunter illustre Wesen hervor: Vorwiegend im deutschsprachigen Alpenraum begleitet die Adventszeit eine Gestalt, die mehr an einen Horrorfilm als an festliche Besinnlichkeit erinnert. Der Krampus, eine Teufelsgestalt mit Hörnern, ist ein dämonenhaftes Pendant zu Knecht Ruprecht. Beide Figuren stammen aus einer Zeit um das 16. Jahrhundert, als Erziehung noch dem Prinzip Loben und Strafen folgte. Brave Kinder beschenkte der Nikolaus, während der nach den damaligen Moralvorstellungen als unartig geltende Nachwuchs von Krampus Schläge mit einer Rute erhielt. Finsterste Pädagogik, die in modernen Inszenierungen Streichen wich. Heute ist der Krampus Folklore, Teil von Paraden und schauriger Touristenspaß.
Zu viel Anpassung scheint für das auch als Kramperl und Bartl bekannte Teufelswesen allerdings ein Tabu zu sein. Bereits vor drei Jahren veröffentlichte das Tourismusmarketing Tirol einen Werbeclip, in dem eine freundliche Krampus-Interpretation auf einer Almhütte einem Mädchen dessen verlorenen Handschuh zurückgibt. Gefragt nach einem Dankeschön, bestellt sich die Gestalt einen Latte macchiato mit Hafermilch. So weit, so schräg.
Reichlich verspätet mit Beginn der diesjährigen Wintersaison entdeckte nun die Tiroler Landwirtschaftskammer den Krampus-Clip und beschwerte sich über angeblich fehlende »Sensibilität gegenüber der heimischen Landwirtschaft«. Es könne nicht sein, dass in der Werbung »nicht die ureigene, echte Tiroler Milch« vorkomme, sondern Hafermilch. Ironischerweise fand die im Gegensatz zum Getreide nicht in der Alpenregion wachsende Kaffeebohne keine negative Erwähnung.
Der Protest erzielte Wirkung: Das Tirol-Marketing knickte ein und kündigte einen Stopp der Kampagne sowie eine Überarbeitung an. Man werde »sensibel hinterfragen«, wie man »mit dem Thema Hafer« umgehe, sagte ein Sprecher dem ORF. Zu viel Modernisierung darf es dann doch nicht sein.
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