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Kalt erwischt

ZDF-Beschäftigte bestreikten heute morgen mehrere Live-Sendungen ohne Ankündigung

Andrea Ballschuh traf es unvorbereitet: Die 50-jährige Moderatorin saß heute morgen schon in der Maske, als sie erfuhr, dass ihre ZDF-Service-Sendung »Volle Kanne« nicht ausgestrahlt werden würde. Schon wenige Stunden später trat ihr prospektiver Gast, der Musiker Dieter »Maschine« Birr, den Rückflug von Düsseldorf nach Berlin an. Der Grund: Ein Streik von ZDF-Mitarbeitenden wegen sich ergebnislos hinziehender Tarifverhandlungen mit dem Sender. Daran beteiligt sind die Vereinigung der Rundfunk-, Film- und Fernsehschaffenden (VRFF), der Deutsche Journalistenverband (DJV) und Verdi. Bis jetzt bewege sich in den Verhandlungen »nicht wirklich etwas«, wie die VRFF auf ihrer Website schreibt. Deshalb legten die Beschäftigen ihre Arbeit zwischen drei und 10:30 Uhr nieder – und zwar, ohne es vorher angekündigt zu haben, wie das ZDF mitteilte.

Das betraf auch, durchaus relevanter als Ballschuhs Sendung, die Nachrichtenformate »Morgenmagazin« (Moma), das im wöchentlichen Wechsel mit der ARD produziert und in beiden Sendern ausgestrahlt wird, und »Heute«. Wer heute morgen das Zweite einschaltete, bekam statt des »Moma« eine alte Balkan-Reportage zu sehen, die ARD hingegen sendete einen Zusammenschnitt älterer »Moma«-Ausgaben. Statt des »Heute Xpress« zeigte das ZDF um 9 Uhr die ARD-»Tagesschau«. Dass auch »Moma«-Moderatorin Dunja Hayali offenbar von dem Streik überrascht wurde, zeigt sich an einem Tweet, den die 48-jährige erst knapp vor 7 Uhr absetzte. »Das #moma fällt heute aus – Warnstreik! Wir sehen uns morgen wieder«, schrieb sie und fügte dem zweiten Satz ein Emoji hinzu, das Erleichterung ausdrücken sollte. Das war anderthalb Stunden, nachdem die Sendung um 5:30 Uhr hätte beginnen sollen.

Indes gab es vor dem ZDF-Hochhaus in Mainz laut VRFF Essen und warme Getränke für die sich versammelnden Streikenden. Die Verhandlungen drehen sich um einen Tarifvertrag, der rückwirkend ab Juli 2022 gelten soll. Dabei geht es vor allem um einen fairen Inflationsausgleich für die Beschäftigten, sowohl Festangestellte als auch freie Mitarbeiter.

Im Netz mehren sich derweil neben Solidaritätsbekundungen (meist von links) auch kritische Stimmen (meist von rechts). Verdienten Mitarbeitende des öffentlich-rechtlichen Fernsehens nicht ohnehin genug, fragen einige User. So ganz Unrecht haben sie damit nicht: Es ist bekannt, dass die Mitglieder der öffentlich-rechtlichen Führungsriegen sechsstellige Jahresgehälter erhalten. Normale ARD-Redakteure verdienten laut einem »Welt«-Artikel zwischen 3524 und 9908 Euro monatlich. Das sind allerdings die redaktionellen Festangestellten. Unter welchen Bedingungen arbeiten freie Mitarbeiter und Techniker bei ARD und ZDF? Tontechniker und Cutter zum Beispiel verdienen deutlich weniger als Redakteure. Sollten ihre Reallöhne seit der Inflation stagnieren, wie es offenbar der Fall ist, befinden sie sich derzeit in einer nachvollziehbar schwierigen Situation.

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