- Kommentare
- Lufthansa
Auf Kosten der Belegschaft
Jana Frielinghaus über die Rückkehr der Lufthansa-Vorstandsboni
Der Sprecher der Bundesregierung hat doch keine Ahnung. Er ist der Meinung, dass die Spitzenmanager der Lufthansa gegen die im Zusammenhang mit dem staatlichen Corona-Rettungspaket erlassenen Auflagen verstoßen, wenn sie sich demnächst wieder eine »langfristig ausgerichtete variable Vergütungskomponente« genehmigen. Auch wenn diese Boni für einen Zeitraum von 2021 bis 2024 gelten, handle es sich keineswegs um eine unzulässige rückwirkende Nachzahlung der für das Coronajahr 2021 gestrichenen Zuschläge, erklärte ein Unternehmenssprecher am Donnerstagabend.
Wie auch immer: Es geht wieder los mit den angeblich an Leistungen gebundenen Zusatzzahlungen über die kümmerlichen 1,634 Millionen Euro Jahresgehalt für Vorstandschef Carsten Spohr und die 860 000 für einfache Vorstandsmitglieder hinaus. Die Boni belaufen sich laut Geschäftsbericht 2021 auf satte 42 Prozent der Grundvergütung – aus Sicht der Manager hart erarbeitetes Haushaltsgeld: Man schreibt längst wieder schwarze Zahlen, die Corona-Staatskredite in Höhe von an die sieben Milliarden Euro sind zurückgezahlt. Das Geschäft brummt so, dass man sich anschickt, Italiens staatliche Airline ITA zu übernehmen. Und der Staat zog sich mit üppigem Gewinn als Anteilseigner wieder zurück.
Nach Kapitallogik ist der Extraschluck aus der Pulle also hochverdient. Die wirtschaftliche Erholung hat man sich nämlich mit dem größten Stellenabbau in der Geschichte des Unternehmens erkauft. Die Zahl der Beschäftigten wurde seit Beginn der Pandemie um 30 000 reduziert, der Konzern also auf dem Rücken derer »gesundgeschrumpft«, die ihn am Laufen halten. Diejenigen, die das Unternehmen verlassen mussten, bezahlen die Boni ebenso wie jene, auf deren Schultern nun noch mehr Arbeit und Verantwortung lastet.
Wir behalten den Überblick!
Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.