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Marc Angel ist neuer Vizepräsident im EU-Parlament
Sozialdemokrat ist Nachfolger der inhaftierten Abegordneten Eva Kaili
Er passt ins Bild eines bodenständigen Sozialdemokraten: freundliches Lächeln, Hornbrille, Hemd, bunte Krawatte und Fahrrad. Der Luxemburger Abgeordnete Marc Angel wurde am Mittwoch zum neuen Vizepräsidenten des Europaparlaments gewählt. Seine Vorgängerin Eva Kaili wurde Mitte Dezember ihres Amtes enthoben, sie sitzt wegen Vorwürfen der Geldwäsche und Korruption in Untersuchungshaft. Angels Wahl galt schon früh als gesichert, weil die Konservativen angekündigt hatten, sich an Vorabsprachen bezüglich des Parteiproporzes zu halten und für Angel zu stimmen. Insgesamt gibt es 14 Vizepräsident*innen im EU-Parlament, vier davon stellt die sozialdemokratische Fraktion. Die Grünen hatten kritisiert, dass mit Angel erneut ein Abgeordneter aus der skandalgebeutelten Fraktion den Posten übernimmt. Kaili wurde mittlerweile von der Fraktion ausgeschlossen. Auch die rechtspopulistische Fraktion Identität und Demokratie hatte einen eigenen Kandidaten aufgestellt.
In besonderem Maße aufgefallen ist Angel bisher nicht. Der ausgebildete Übersetzer und Tourismuswirt arbeitete vor seiner politischen Karriere 14 Jahre lang als Lehrer in einer Schule für Hotel- und Tourismusmanagement in Luxemburg. Nach 15 Jahren im nationalen Parlament wurde Angel 2019 erstmals ins EU-Parlament gewählt. Daraus könnte man schließen, dass er verlässlich und konsistent ist. Er selbst sagt, als Vizepräsident wolle er »die Zusammenarbeit zwischen den Fraktionen stärken, ein verlässlicher Partner bleiben und Ergebnisse für unsere Bürgerinnen und Bürger liefern«. Angel ist außerdem Vizepräsident der Intergruppe des EU-Parlaments zu LGBTI-Rechten und setzt sich für die Bekämpfung von Aids ein. Vorteilig für seine Kandidatur könnte sich auch seine Herkunft ausgewirkt haben: Luxemburg gilt laut Transparency International – im Gegensatz zu Kailis Herkunftsland Griechenland – als eines der korruptionsärmsten Länder der Welt.
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