Auf dem Holzweg

Peter Steiniger zur ungebremsten Aufrüstung in Europa

Nicht Zuschauer, sondern starker Akteur will die Europäische Union in einer von multiplen Krisen geschüttelten Welt sein, die wieder von konfrontativer und rücksichtsloser Machtpolitik beherrscht wird. Allerdings anders, als man es von der Organisation erwarten würde, die vor zehn Jahren mit dem Friedensnobelpreis geehrt wurde. Von einer gemeinsamen Strategie zur Konfliktbewältigung durch Diplomatie ist weit und breit nichts zu sehen. Lehren aus der Beteiligung am gefährlichen geopolitischen Konkurrenzkampf werden nicht gezogen. Im Gegenteil: Frieden ist nur noch eine Worthülse im Brüsseler Neusprech. Und ganz unverbrämt wird die Militarisierung und Aufrüstung der Union im engen Schulterschluss mit der Nato vorangetrieben. Die jetzt vorgelegten Berichte an das Straßburger Parlament zur Außen-, Sicherheits- und Verteidigungspolitik unterstreichen das.

Einer hochgefährlichen Eskalationslogik bleiben die westlichen Staaten auch in Bezug auf die Ukraine verhaftet, die sich selbst als De-facto-Nato-Mitglied sieht und damit als deren Stellvertreter im Krieg mit dem Aggressor Russland. Ihre weitere Aufrüstung mit immer mehr und immer schwereren Waffen steht sowohl in Straßburg als auch auf dem Weltwirtschaftsgipfel in Davos ganz oben auf dem Programm. Immer fordernder – der britische Außenminister James Cleverly nennt es gar einen »moralischen Imperativ« – wird der Boden für die Lieferung westlicher Kampfpanzer an Kiew vorbereitet, die den Krieg nur verlängern können. Mit pathetischen Reden wird Druck auf Bedenkenträger in Ländern wie Spanien und Deutschland gemacht. Bundeskanzler Scholz ist schon mit einem Bein eingeknickt. Dabei birgt der bellizistische Kurs für ganz Europa Risiken, die angesichts der vorhandenen Vernichtungspotenziale unverantwortbar sind.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -