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Getreide in Futtertrögen
Billige Agrarprodukte aus der Ukraine werden nun immer mehr zum Problem für Bauern in der EU
Die Vorwürfe gegen Russlands Präsidenten Putin wogen schwer. Der Staatschef setze »Hunger als Waffe« ein, hieß es, als die ukrainischen Häfen wegen des Krieges nicht mehr für Getreideexporte genutzt werden konnten. Millionen Menschen in Afrika und Asien seien dadurch vom Hunger bedroht, schließlich sei die Ukraine einer der größten Weizen- und Maisexporteure der Welt. Länder wie Bangladesch oder Ägypten zählten zu den wichtigsten Kunden, warnte die US-amerikanische Regierung.
Erst ein von der Türkei vermitteltes Abkommen zwischen Russland und der Ukraine öffnete die Häfen wieder für den Schiffsverkehr und damit für Getreideexporte. Doch die meisten Schiffe mit ukrainischem Weizen steuern keineswegs die Hungerregionen dieser Erde an, wie die aktuellen Zahlen des Joint Coordination Centre (JCC) in Istanbul zeigen, das die Getreideexporte überwacht.
Größter Importeur war demnach China, gefolgt von Spanien und der Türkei. Im Falle Spaniens ist das besonders bemerkenswert, landet das ukrainische Getreide doch in den Futtertrögen der dortigen Mastbetriebe, wie die »Taz« im November berichtete. Spanien zählt zu den größten Schweinefleischproduzenten der Welt. Die 830 Millionen Menschen, die laut Welthungerhilfe nicht genug zu essen haben, gingen weitgehend leer aus. Lediglich acht Prozent der Weizenexporte seien vom UN-Welternährungsprogramm aufgekauft worden, für die »vom Hunger betroffenen Regionen der Welt«, so das JCC in einer Pressemitteilung vom 18. Januar.
Doch Mais und Weizen werden nicht nur über den Seeweg exportiert, sondern auch über den Landweg. Die EU hatte im vergangenen Jahr die Ausfuhr der Erzeugnisse für die Ukraine vereinfachen wollen und Zölle sowie Kontingente für Agrarimporte aus dem östlichen Nachbarland ausgesetzt. Zudem hatte man »EU-Solidaritätsrouten« eingerichtet, um das Getreide möglichst schnell zu den Exporthäfen transportieren zu können. Selbst der Hafen in Rostock sollte so zur »Getreidebrücke« für ukrainisches Getreide werden, wie der Norddeutsche Rundfunk damals euphorisch meldete. Dass die Exporte von einer westdeutschen Firma organisiert wurden, die auf »Futtermittelproduktion und Logistik« spezialisiert ist, lässt vermuten, dass auch diese Ausfuhren nicht auf den Tellern der Hungernden gelandet sind.
Weil die Preise auf dem Weltmarkt gefallen sind, lohnt sich der teure Export über die Häfen kaum noch. Stattdessen überschwemmt das billige Getreide aus der Ukraine nun die Nachbarstaaten wie Polen oder Ungarn und drückt dort die Preise. Die Länder schlagen Alarm, schließlich können die eigenen Bauern mit den Preisen nicht konkurrieren. Wie groß das Problem ist, zeigen die Zahlen von EU-Landwirtschaftskommissar Janusz Wojciechowski, die der Branchendienst »Agarheute« jetzt veröffentlicht hat. Demnach stiegen die Weizenimporte von 300 000 Tonnen im Jahr 2021 auf 2,8 Millionen Tonnen im vergangenen Jahr, bei Mais verdoppelte sich die Einfuhren fast auf mehr als 12 Millionen Tonnen.
Das Thema beschäftigte an diesem Montag auch die EU-Agrarminister auf ihrer Tagung in Brüssel. Im Vorfeld hatten sechs mitteleuropäische Staaten gefordert, Maßnahmen zu ergreifen, »um die durch die zunehmenden ukrainischen Getreideimporte in die Region verursachten Probleme zu mildern«, wie die Nachrichtenagentur »Reuters« meldete. Die Kommission machte aber deutlich, dass die Grenzen für Agrarimporte offen bleiben. Nun sucht man nach Wegen, wie den EU-Bauern anderweitig geholfen werden kann.
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