- Politik
- Bolsonaro in Florida
Dollarzeichen in den Augen
Der Kampfsportler José Aldo lässt Brasiliens Ex-Präsidenten Jair Bolsonaro in seinem Ferienhaus wohnen
Die Geschmäcker sind bekanntlich verschieden: Als Wertsteigerung für seine Immobilie in Orlando im US-Bundesstaat Florida betrachtet das brasilianische Mixed-Martial-Arts(MMA)-Idol José Aldo seinen aktuellen Gast dort – wie bei dem Zimmer in Las Vegas, in dem einst Elvis abstieg. Das Feriendomizil des Kampfsportlers mit acht Räumen und Pool beherbergt derzeit Brasiliens rechtsextremen Ex-Präsidenten Jair Bolsonaro, der sich kurz vor dem Amtsantritt seines linken Nachfolgers Lula da Silva dorthin verkrümelt hatte. Auf einer Online-Plattform bietet Aldo die noble Unterkunft für mehr als 500 Dollar die Nacht an. Nachdem seine Anhänger in Brasília erfolglos einen Putsch probten, will Bolsonaro länger in den USA bleiben, um der einheimischen Justiz aus dem Weg zu gehen. Bolsonaros Anwalt hat für ihn bereits ein sechsmonatiges Touristenvisum beantragt. Seinen Gastgeber hat der Ex-Präsident darum gebeten, wenigstens noch bis zum Aschermittwoch das Haus weiter nutzen zu dürfen. Zeit genug, um auch mal einen Abstecher zum Disney-World-Themenpark zu machen, für den Orlando berühmt ist. Reisen dieser Art sind für wohlhabende Brasilianer ein wichtiges Statussymbol. Sein Exil finanzieren will Bolsonaro mit Vorträgen vor Unternehmern.
José Aldo, der sich unpolitisch gibt, lebt in Bolsonaros Heimatstadt Rio de Janeiro. Er gehörte zu jenen Promis – darunter einige Fußballer und Schnulzensänger –, die sich bereits 2018 für den Fan der Militärdiktatur eingesetzt hatten. Geboren wurde der 36-Jährige im Amazonas-Bundesstaat Manaus in ärmlichen Verhältnissen. Der Weg zu Ruhm und Geld führte über den Sport, der brasilianische Film von 2016 »Mais Forte que o Mundo« (Stärker als die Welt) erzählt Aldos Geschichte. Seinen internationalen Durchbruch schaffte Aldo 2008 in Kalifornien. Im vergangenen Jahr nahm er seinen Abschied vom MMA und wechselte zum Boxen.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.