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Entlastung für das Totholz

Gutachten zu Wandbrand im Nationalpark Sächsische Schweiz

  • Hendrik Lasch
  • Lesedauer: 3 Min.

Die weiträumige Ausbreitung eines Waldbrandes im Sommer 2022 im Nationalpark Sächsische Schweiz wurde durch die zahlreichen abgestorbenen Fichten nicht maßgeblich befördert. Zu diesem Schluss kommt ein Gutachten des Forstwissenschaftlers Michael Müller von der TU Dresden, das im Auftrag des sächsischen Umweltministeriums erstellt wurde. Durch sogenanntes Totholz sei zwar örtlich die Intensität des Feuers verstärkt worden. Es habe aber »nicht zu einer verstärkten horizontalen Brandausbreitung beigetragen«, heißt es in dem 39-seitigen Papier.

Der Waldbrand war Ende Juli 2022 zunächst im Nationalpark Böhmische Schweiz ausgebrochen, wo zeitweilig bis zu 1000 Hektar in Flammen standen. Er griff dann auf sächsisches Gebiet über, wo 150 Hektar betroffen waren. Die Löscharbeiten, an denen bis zu 850 Feuerwehrleute beteiligt waren, hatten sich wegen des unwegsamen Geländes aus Sandsteinfelsen und engen Klüften sehr schwierig gestaltet und waren erst nach dreieinhalb Wochen beendet.

Danach wurde der Vorwurf laut, die vielen von Dürre und Borkenkäfer geschädigten und abgestorbenen Fichten könnten für das Ausmaß des Feuers maßgeblich mitverantwortlich sein. Der Pirnaer CDU-Landrat Michael Geisler etwa sagte mit Blick auf das Totholz, die »Brandlast« im Nationalpark sei hoch: »Das ist unstrittig.« Bergsteiger und eine Bürgerinitiative aus der Region, die sich für die Umwandlung des National- in einen Naturpark starkmacht, argumentierten zudem, die vielen umgestürzten Bäume hätten die Bekämpfung des Brandes stark erschwert.

Beiden Punkten widerspricht indes der Gutachter. Seiner Einschätzung zufolge habe sich das Feuer vor allem über die Humusschicht und die bodennahe Vegetation und dabei eher langsam ausgebreitet. Maßgeblich für die große betroffene Fläche seien »Flugfeuer« gewesen, bei denen Funken und glimmende Holzstücke von starkem Wind befördert werden. Müller betonte unter Berufung auf Feuerwehrleute auch, es seien bis auf eine Ausnahme »sämtliche für Rettung bzw. Brandbekämpfung ausgewiesenen Wege ohne Hindernisse … benutzbar gewesen«.

Sachsens Umweltminister Wolfram Günther (Grüne) bezeichnete das Gutachten als einen Beitrag zur stärkeren »sachlichen Aufarbeitung«. Es soll jetzt in eine Konzeption zum Brandschutz im Nationalpark einfließen. Dagegen kritisiert die Naturpark-Initiative, das Papier gebe mit seinem »erwartbaren Fazit die bereits kurz nach den Waldbränden vertretene Auffassung des Ministers wieder« und verharmlose ein »grenzübergreifendes Großschadensereignis«, das Kosten von 10 Millionen Euro für die Brandbekämpfung sowie Umsatzausfälle im Tourismus von 20 Millionen Euro verursacht habe.Man wolle die Ergebnisse nun mit denen eines tschechischen Gutachtens vergleichen. Dieses 113 Seiten umfassende und von 17 Wissenschaftlern erarbeitete Papier kommt indes unter anderem zu dem Schluss, dass sich ein Feuer auf Flächen, von denen abgestorbene Bäume per Kahlschlag komplett entfernt würden, noch schneller ausbreiten würde und kaum unter Kontrolle zu bringen wäre.

Zu den Empfehlungen der sächsischen Studie gehört unter anderem eine Waldverjüngung mit »brandhemmenden Baumarten«. Brandschneisen im Nationalpark werden als »ökologisch, ökonomisch und technologisch nicht möglich und nicht verantwortbar« bezeichnet. Müller rät zudem zur »Auffrischung der bereits in der DDR weit entwickelten Waldbrandschutzerziehung«. Tschechische Ermittler sind mittlerweile sicher, dass das Feuer im Juli durch menschliches Fehlverhalten ausgelöst wurde.

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