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In Aleppo schwindet die Hoffnung

Syrische Regierung kündigt an, Hilfslieferungen auch in von Regierungsgegnern gehaltene Gebiete zu ermöglichen

  • Karin Leukefeld, Beirut
  • Lesedauer: 4 Min.
Aufräumarbeiten nach dem Erdbeben in Dschabla, Syrien
Aufräumarbeiten nach dem Erdbeben in Dschabla, Syrien

Nach den schweren Erdbeben, die den Südosten der Türkei und Nordwestsyrien verwüstet haben, geht das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) von Millionen Obdachlosen aus. Am Sonntag wurden mehr als 33 000 Tote und mehr als 80 000 Verletzte gemeldet. Die Zahlen steigen stündlich. Wie viele Menschen unter Trümmern verschüttet sind, ist unbekannt. Und die Erde kommt nicht zur Ruhe: Ein Erdbeben der Stärke 3,5 hat am Sonntag in Syrien den Norden von Latakia erschüttert, teilte das Nationale Syrische Erdbebenzentrum mit. Menschen kamen nicht zu Schaden.

»Die Situation hier in Aleppo ist sehr, sehr schwer«, sagt Anas B. im Gespräch mit der Autorin. Seine Familie sei glücklicherweise nicht betroffen, weil sie in Neu-Aleppo, im Westen der Stadt lebten, wo die Häuser stabil gebaut seien und in den Kriegsjahren 2012-2016 nicht so zerstört wurden wie Gebäude im Osten von Aleppo. »Wir haben zwei Nächte im Auto geschlafen, weil die Erde immer wieder bebte. Jetzt versuchen wir den Menschen zu helfen, so gut es geht.«

Tausende in Aleppo ohne Obdach

Mindestens 300 000 Menschen hätten ihre Wohnungen verloren, berichtet Anas. Sie seien in Schulen und Moscheen und Kirchen untergebracht, doch die Plätze reichten nicht. Die Universitäten seien geschlossen, fügt er noch hinzu. Anas steckt mitten in den Abschlussprüfungen des Architekturstudiums und wirkt bedrückt. »Wir wissen nicht, wie es weitergehen soll. Es ist so schrecklich.«

Fozi S., der für den Syrischen Entwicklungsfonds arbeitet und die Autorin nur wenige Tage vor dem Erdbeben durch die Altstadt begleitet hat, arbeitet mit seinen Kollegen rund um die Uhr mit dem Syrischen Arabischen Roten Halbmond, um Menschen zu versorgen. Leider seien einige der neu restaurierten Straßen im Souk eingestürzt, berichtet er und schickt Fotos. »Jetzt müssen wir den Menschen helfen«, fügt er hinzu.

Die Regierung in Damaskus stimmte am Freitag der Lieferung von Hilfsgütern in alle vom Erdbeben betroffenen Gebiete zu. Ausdrücklich soll Hilfe auch in die Gebiete gelangen, die von bewaffneten Gruppen und Regierungsgegnern in Idlib, Afrin und nördlich von Aleppo gehalten werden. Der Libanon hat den Luftraum und die Häfen für alle Hilfslieferungen nach Syrien freigegeben und setzt damit einseitig von der EU und den USA verhängte Sanktionen gegen Syrien außer Kraft.

Hilfe jenseits politischer Interessen

In Syrien stehen die Flughäfen von Latakia, Aleppo und Damaskus zur Verfügung, über die bereits zahlreiche Hilfslieferungen aus dem Iran und dem Irak, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Jordanien, Libyen, Algerien, Russland, Indien und China eingetroffen sind. Innerhalb Syriens werden die Hilfslieferungen von den Vereinten Nationen und dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) geleitet und gemeinsam mit dem Syrischen Roten Halbmond abgewickelt.

Während westliche Medien, Politiker und die vom Westen finanzierten Hilfsorganisationen eine Zusammenarbeit mit der syrischen Regierung nach dem Erdbeben ablehnen, beharren Uno und das IKRK darauf, die dringende Hilfe jenseits aller politischen Interessen den betroffenen Menschen zukommen zu lassen. Alle Menschen müssten unterstützt werden – »wer und wo immer sie sind«, erklärte IKRK-Präsidentin Mirjana Spoljaric Egger bei einem Besuch in Aleppo. Es gebe jetzt die »entscheidende Gelegenheit, Hilfe zu entpolitisieren. Unsere gemeinsame Priorität muss die Rettung von Menschenleben sein.«

Internationale Hilfsorganisationen wie die Organisationen der Vereinten Nationen und das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) haben sich für das Verhalten bei Krisen, Kriegen und Naturkatastrophen klare Regeln gegeben. Das IKRK nennt dafür sieben fundamentale Prinzipien: Menschlichkeit, Unvoreingenommenheit/Neutralität; Unabhängigkeit, Freiwilligkeit, Einigkeit und Universalität.

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