- Kommentare
- Berliner Schulbauoffensive
Schulbau muss Priorität haben
Naturschutz muss zurückstecken, meint Marten Brehmer
3,85 Millionen Menschen leben inzwischen in Berlin, hat das Statistikamt diese Woche bekannt gegeben. Das sind knapp eine halbe Million mehr als vor zehn Jahren. Schon damals war die Infrastruktur überlastet, heute knirscht es an allen Ecken. Besonders dramatisch ist die Situation an den Schulen: In viele Klassenzimmer mussten schon zusätzliche Tische und Bänke geräumt werden, weil es zu wenig Ausweichräume gibt. Dass nicht wenige Schulgebäude zwischen »marode« und »baufällig« rangieren, wissen leidgeplagte Eltern nur zu gut.
Es gibt also mehr als genug Bedarf für neue Schulen. Nach langen Planungsverfahren ist jetzt endlich Entlastung in Sicht. An vielen Standorten entstehen neue Gebäude, die für zahlreiche Schüler Platz bieten sollen – wenn nicht noch gestiegene Baukosten und Fachkräftemangel einen Strich durch die Rechnung machen. Absurd ist es angesichts der schwierigen Lage, wenn jetzt am Eisenhutweg in Adlershof diskutiert wird, ob eine Streuobstwiese für einen Schulneubau abgeholzt werden darf. So wichtig die Wiese für nistende Vögel auch ist – es muss die Frage der Verhältnismäßigkeit gestellt werden. An einem anderen, womöglich besser geeigneten Standort eine neue Wiese anzulegen, bedeutet wohl weit weniger Aufwand, als die Baupläne noch einmal umzuwerfen.
Die Naturschützer haben recht: Der Planungsprozess hätte besser ablaufen können. Ideal wäre es wohl gewesen, wenn die Streuobstwiese in den Schulbau integriert worden wäre. Doch das wäre ein aufwendiges Verfahren gewesen. Und die Zeit drängt. Jede Verzögerung beim Bau bedeutet im Zweifelsfall, dass ein ganzes Schuljahr verloren geht. Das kann sich Berlin nicht leisten. Auch werden die berechtigten Forderungen der Lehrer nach kleineren Klassen unmöglich umzusetzen sein, wenn es nicht auch Platz für neue Klassenzimmer gibt. Es ist daher richtig, dass das Verwaltungsgericht den Weg dafür frei gemacht hat, die Streuobstwiese abzuholzen. Dem Naturschutz ist wohl ohnehin besser gedient, wenn Kinder unter adäquaten Bedingungen Biologie lernen können.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.