Bum-Bum-Boris

Boris Pistorius schwingt beim Schmieden der Panzerkoalition einen der größten Hämmer

Erinnern Sie sich noch an Boris? Bum-Bum-Boris? Das ist lange her, Tennisfreunde werden seufzend an den Mann mit dem raketengleichen Aufschlag zurückdenken. Seitdem hat der Sportsfreund Becker einiges dazu beigetragen, den Ruf seines Vornamens zu ruinieren. Nicht viel besser haben es der tragische Boris Jelzin und der clowneske Boris Johnson gemacht. Aber jetzt, liebe Träger und Freunde des Vornamens Boris, jetzt ist wieder Hoffnung. Denn Boris Pistorius reißt alles raus.

Der neue Mann an der Spitze des Verteidigungsministeriums war ja anfangs nur Insidern ein Begriff. Und ehrlich gesagt: Den Innenminister von Niedersachsen muss man auch nicht kennen. Alle Welt rätselte ja, welchen Joker der Bundeskanzler aus der Tasche ziehen würde, nachdem klar wurde, dass Christine Lambrecht als Ministerin fürs Militär nicht mehr zu halten ist. Eigentlich hätte wegen der Quote eine Frau folgen sollen, aber dann stellte sich heraus: Es wird ein Mann! Endlich ein Mann! Drei Frauen in Folge hatten das Ressort geleitet, und nun ging ein hörbares Aufatmen quer durch die Medien. Bei manchen wurde es vor Begeisterung fast schon Schnappatmung. Ein Mann, der gedient hat (Flugabwehrregiment 11), der schon mal eine Waffe in der Hand hatte, der weiß, wie Pulverdampf riecht und Kommissbrot schmeckt. Und der ein Gespür für die Truppe hat.

Das ist ganz wichtig, denn nur so kann man die drei entscheidenden Forderungen stellen: mehr Geld für die Bundeswehr, noch mehr Geld und noch viel mehr Geld. Dass der Verteidigungsetat inklusive aller Schattenhaushalte fürs Militärische seit Jahren steigt – egal. Dass ein 100-Milliarden-Sondervermögen für die Bundeswehr beschlossen wurde – nicht schlecht, aber natürlich viel zu wenig. Etliche Medien loben sein entschiedenes, ja kerniges Auftreten. Zack zack, bum bum.

Weil Geld zwar die Welt regiert, aber allein eben nicht glücklich macht, wünscht sich Pistorius gleich noch eine neue Dienstpflicht für die jungen Leute. Na gut, erst mal eine Debatte darüber, aber ewig kann man natürlich nicht quatschen. Es muss ja was rauskommen dabei, zack zack. Und etwas weiter hinten guckt schon die Wiederbelebung der Wehrpflicht um die Ecke.

So schnell hat sich Pistorius in die neue Aufgabe eingearbeitet, dass Deutschland innerhalb weniger Tage nicht mehr zu den Zögerlichen in der Panzerdebatte gehört, sondern zu den Antreibern. SPD, Grüne und FDP waren – man erinnert sich kaum noch, aber es ist noch gar nicht so lange her – als angebliche Koalition des Fortschritts angetreten. Obwohl schon seinerzeit niemand wusste, worin dieser Fortschritt bestehen soll, den die Grünen und die FDP da hinter dem Rücken der SPD aushecken wollten. Neuerdings ist von einer Panzerkoalition die Rede, die der Ukraine zur Seite stehen soll, und bei den Schmiedearbeiten daran schwingt Pistorius einen der größten Hämmer. Von der Fortschritts- zur Panzerkoalition – das ist doch mal ein echter Fortschritt. Jetzt warten wir sehnlich auf die Schlagzeile: Wir sind Panzerpapst!

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